Full text: Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern (Teil 1)

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Thüringen südlich vom Walde und Eichstädt für den Südosten. Die 
wichtigste und segensreichste seiner Stiftungen aber wurde Fulda, das 
er durch seinen Schüler. Abt Sturmi, einrichten ließ. Neben St- 
Gallen und Corvey wird Fulda stets als ein Ort genannt werden 
müssen, wo für die Bildung des Volkes Großes geleistet ist. Zu seinem 
erzbischöflichen Wohnsitz hatte Bonisacius Köln bestimmt, aber die 
Rücksicht auf die Wünsche Pippins (Karlmann war in ein Kloster ge- 
748 gangen) zwang ihn. 748 nach Mainz zu gehen. Von dort aus könne 
er, wie Pippin glaubte, die kirchliche Ordnung in dem eben erst 
fränkischer Herrschaft unterworfenen Alemannenreiche besser überwachen. 
Wenig erfreute diese Bestimmung des weltlichen Herrschers den im 
Dienste der kirchlichen Mission ergrauten Bischof. Er trat bald von 
seinem Amte zurück, das nun sein Schüler Lullus übernahm, und 
wandte sich mit einigen Begleitern Friesland, seinem ersten Arbeits- 
selde, wieder zu. Nachdem er dort in großem Segen gewirkt und 
754 Tausende getauft hatte, wurde er am 5. Juni 754 in der Nähe des 
heutigen Dokkum mit allen seinen Gefährten von den ergrimmten 
Heiden erschlagen. Sein Leichnam ward in Fulda beigesetzt. Erter, 
der verdienstvolle Quellenforscher, schließt seine Darstellung des Lebens 
und Wirkens von Bonisacius mit folgenden Worten: „Bonisacius hat 
dem deutschen Volke das Christentum verkündet und ihm damit die 
Bahnen höherer Gesittung erschlossen, das ist sein erstes großes Ver¬ 
dienst. Aber er hat auch durch Begünstigung der Wissenschaft den 
Weg zu den Schätzen des klassischen Altertums gewiesen und damit 
dem deutschen Geistesleben auf Jahrhunderte die Richtung gegeben. 
Endlich aber ist durch seine Mission die Einheit des deutschen Volkes 
mächtig gefördert worden. Die deutschen Stämme jenseits des Rheines 
waren von den noch selbständigen Völkern diesseits des Stromes durch 
nichts mehr geschieden als durch den Glauben, und wie hier das Be¬ 
harren im Heidentums jede Entwicklung hemmte, so war der christ¬ 
liche Glaube dort ein mächtiger Hebel zur Romanisierung. Boni- 
sacius hat in Bayern und Franken, in Hessen und Thüringen dem 
Christentum zum Siege verholsen und die kirchliche Organisation durch 
das ganze Frankenreich im Bunde mit Karlmann und Pippin durch¬ 
geführt. und diese Gemeinsamkeit des Glaubens hat die deutschen 
Stämme enger aneinander geschlossen, hat hier das deutsche Volkstum 
gegen Verwelschung gestärkt und dort höhere Gesittung und Bildung 
verbreitet. Darum verehrt auch heute noch mit Recht das deutsche
	        
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