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er sich in seinen späteren Werken als eigentlicher Maler der Reformation
und erreicht hier oft den Ausdruck von feierlicher Würde. Daneben
zieht ihn auch das klassische Altertum, sowie die deutsche Märchen- und
Sagenwelt an und den Werken dieser Art weiß er den Ausdruck treu¬
herziger Schalkhaftigkeit und phantastisch-poetischer Stimmung zu geben.
Ein wichtiger Anteil fällt dabei der Landschaft zu. die er mit an¬
heimelnden. wiederum echt deutschen Zügen auszustatten weiß. Auch
das Tierleben versteht er besonders in zahlreichen Jagddarstellungen
lebendig zu schildern."
Auf seinen Altarbildern weiß Kranach namentlich der Madonna
eine solche Anmut zu verleihen, daß diese Schöpfungen dem deutschen
Volke, dessen Typus (Grundgestalt) sie so trefflich wiederspiegeln, ganz
besonders ans Herz gewachsen sind. Kopien des Kranachschen Ma¬
donnenbildes in der Jakobskirche zu Innsbruck sind z. B. durch ganz
Tirol verbreitet. Andere Maboiuienbtlber des Meisters finden sich in
der Galerie zu Karlsruhe und in der Eremitage in Petersburg.
Zahlreich sind auch die Bilder von Adam und Eva (Florenz,
Dresden, Berlin, Wien und Braun schweig), sodann die Dar¬
stellung der „Ehebrecherin", die „Segnung der Kinder", die Geschichte
der „Judith" u. a.
Als Kranach dem Banner der Reformatoren folgte, schuf er auch
Altarbilder in ihrem Sinne. Das berühmteste unter diesen ist die
Altartafel in der Stadtkirche zu Weimar. „Auf dem Hauptblatt
sieht man den Gekreuzigten und zu seiner Rechten Johannes neben
Luther und Kranach, welch letzterer auf den Erlöser hinweist. Ein
Blutstrahl aus der Seitenwunde Christi schießt aus Kranachs Haupt
herab. So hat ber Künstler seinem protestantischen Glaubensbekenntnis
und seiner Freunbschast mit betn Reformator ein ebles Denkmal ge¬
setzt. Zur Linken bagegen sieht man noch einmal bie Gestalt Christi,
ber mit krystallener Lanze ben Teufel nieberwirft. Auf ber Innenseite
ber Flügel kniet Kurfürst Johann Friebrich mit seiner Familie, eine
Reihe von Porträtgestalten voll großartiger Würbe. Aus ber Außen¬
seite ber Flügel sieht man bie Taufe unb bie Himmelfahrt Christi
bargestellt. Noch entschiebener betont ber Hochaltar in ber Stabtkirche
zu Wittenberg bas resormatorische Glaubensbekenntnis, benn in ber
Mitte ist bas Abenbtnahl bargestellt, währenb aus ben Flügeln Melanch-
thon bie Taufe austeilt, Bugenhagen bie Beichte hört unb itt ber Prebella
(untere Stufe eines Altarbitbes) Luther prebigenb auf ber Kanzel steht."