Full text: Vom großen Interregnum bis zur Reformation (Teil 2)

14 
Krö¬ 
nung. 
Monaten zusammen. Die Kurfürsten oder ihre Bevollmächtigten haben 
durch das ganze Reich freies Geleit. Eiu Kurfürst soll mit nicht mehr 
als 200 Pferden und 50 Bewaffneten zum Wahltag kommen. Die 
Frankfurter Bürger (Frankfurt ward damit zum bleibenden Wahlort 
erklärt) mußten schwören, dieselben zu schützen, auch während der Wahl¬ 
zeit keine ,Fremden' (außer den Gefolgen der Kurfürsten) in die Stadt 
zu lassen. Wenn ein Kurfürst zu spät kommt, verliert er für diesmal 
sein Wahlrecht. Die Wahl beginnt mit einem Gottesdienste. Die Kur¬ 
fürsten müssen feierlich schwören, ,nach bestem Wissen und Gewissen' 
einen deutschen König zu wählen, .ohne alles Gedinge, Geschenk, Gabe 
oder Versprechen'. Als Kurfürsten werden die oben bereits genannten 
bezeichnet. Die Mehrheit, also vier, entscheidet rechtsgültig. Sind nur 
vier anwesend, und drei davon stimmen für den vierten, so kann dieser 
sich selbst die Stimme geben. Die Wahl muß binnen dreißig Tagen 
vollzogen sein; von da an bekommen die Wähler nur Brot und Wasser. 
Der Kurfürst-Erzkanzler sammelt die Stimmen. Es stimmen nachein¬ 
ander: Trier, Köln, Böhmen, Pfalz, Sachsen. Brandenburg, zuletzt 
Mainz. Die Krönung findet zu Aachen durch den Erzbischof von 
Köln statt." 
Die Krönungsfeier schildert folgende Mitteilung: 
„Nachdem die Salbung vollzogen war, wurde der Kaiser von den 
Kurfürsten oder deren Stellvertretern in das Wahlzimmer, eine Kapelle, 
geführt. Der Kurfürst von Mainz blieb beim Altar zurück. Hierbei 
trugen die Reichserzämter (der Kurfürst v. Brandenburg war Erz¬ 
kämmerer, der König von Böhmen Erzschenk, der Psalzgraf Erztruchseß 
und der Kurfürst von Sachsen Erzmarschall) die Insignien oder Reichs¬ 
kleinodien: Strümpfe, Schuhe, Untergewand, Oberkleid, Gürtel, Band, 
Handschuhe, Krönnngsmantel, die Krone Karls d. Gr., Scepter, Reichs¬ 
apfel, drei Schwerter, Reliquienkästchen und Evangelienbuch — angeblich 
aus dem Grabe Karls d. Gr. — vor dem Kaiser her. In der Kapelle 
angelangt, überreichten die Abgeordneten von Nürnberg die Strümpfe 
und Schuhe. Der kurbrandenburgische Gesandte legte ihm das lange 
Unterkleid, das Oberkleid und die Stola (das Band) an, letztere so 
um den Hals ordnend, daß deren beide Hälften vorn, über der Brust, 
einander kreuzten, worauf ihm die nürnbergifchen Gesandten die Strümpfe 
und Schuhe anzogen. So bekleidet, schritt der Kaiser, von dem Wahl¬ 
gefolge begleitet, wiederum in die Kirche zurück, sich abermals vor den 
Altar begebend. Inzwischen der hier abgehaltenen Feier, und zwar
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.