Object: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

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den Sieg zu danken. Darauf wurde Gottfried von Bouillon zum Könige 
von Jerusalem gewählt; aber der demüthi^e Glaubensheld nannte sich 
nur Beschützer des h. Grabes; er wollte mcht eine Königskrone tragen, 
wo der Herr eine Dornenkrone getragen. Das Lehnswesen wurde hier 
wie im Abendlande eingeführt. 
4. Cine vorzügliche Stütze des neuen Königreiches Zern- 
salem, welches sich bis Gaza, Tarsus und Edessa erstreckte, waren die 
geistlichen Ritterorden, welche bald nach dem ersten Kreuzzuge 
entstanden, der Johanniter- und der Tempelherrnorden, in denen 
sich Ritterthum und Mönchsthum vereinigten. Die Johanniter 
gingen aus einem Verein hervor, welcher zu Jerusalem in einem Kloster 
uud Hospital schon vor den Kreuzzügen die kranken Pilger pflegte und 
ich nach seinem Schutzpatron Johannes dem Täufer nannte. Die Tempel- 
zerren (Templer) hatten ihren Namen davon, daß ihr Ordenshaus nahe 
>ei dem früheren Salomonischen Tempel stand. Beide Orden fügten zu 
>en drei Mönchsgelübden als viertes den Kampf gegen die Ungläubigen 
jutzu.^ Die Johanniter bekamen später nach der Insel Malta den Namen 
§. 39. Die folgenden KreuWge. 
1. Indessen konnte das Neich bei der inneren Uneinigkeit 
und den fortdauernden Angriffen der Saraeenen ohne die Hülfe 
des Abendlandes nicht bestehen. 1147 kam durch die Predigt 
des Abtes Bernhard von Clairvanx (Champagne) unter Lud- 
wig VII. von Frankreich und Konrad III. von Deutschland der 
zweite Kreuzzug zu Stande, jchlug jedoch fehl; die Stadt Damaskus, 
Welche bisher im Besitz der Ungläubigen geblieben war, konnte nicht ein- 
genommen werden. 1187 mutzte sich Jerusalem an den Sultan S»- 
ladin von Ägypten ergeben, wurde aber fehr schonend von ihm be- 
handelt, wie er denn überhaupt wegen seiner Großmuth, Tapferkeit und 
Weisheit selbst von den Christen bewundert wurde. Darauf unternahmen 
Friedrich Barbaroffa von Deutschland, Philipp August von 
ankreich und Richard Löwenherz von England den dritten 
euzzug, wobei Ptolemais, aber nicht Jerusalem erobert wurde. 
Friedrich Barbarossa ertrank in Kleinafien. .Nach der Einnahme von 
Ptolemais 1191 verließ Herzog Leopold von Ostreich, durch Richard Lö- 
wenherz beleidigt, Palästina; ihm folgte bald der König von Frankreich. 
Richard setzte noch eine Zeit lang allein den Kampf mit Säladin fort 
und bewies wie fein Gegner den erstaunlichsten Heldenmnth, so daß fein 
Name ein Wort des Schreckens für Jung und Alt wurde, richtete aber 
dennoch wenig aus. Auf seiner Rückreise wurde er bei Wien gefangen 
genommen und über ein Jahr in Hast gehalten. Damals entstand 
in Palastina der deutsche Ritterorden, der später seinen Sitz 
in Preußen nahm. 
2. Der vierte Kreuzzug, welchen Papst Jnnocenz III. predigen 
ließ, war auf Antrieb der Venetianer gegen das griechische 
Kaiserthum gerichtet, um hier einen entthronten Kaiser wieder einzu- 
scheu, und hatte 1204 die Gründung eines lateinischen Kaiser-
	        
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