Full text: Römische Geschichte bis 133 v. Chr. (H. 4)

142 ill.Ztr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt. 
zu großen Macht, die der deutschen Freiheit gefährlich 
werden konnte; auch meldete sich noch ein anderer Bewer¬ 
ber, der kriegerische König Franz i. von Frankreich, 
und die Franzosen schienen in ihrem Stolze gar keinen 
Zweifel zu hegen, daß ihr König den Vorzug erhalten 
werde; allein lieber als diesen franz. König, der kein Herz 
für Deutschland haben konnte, wollten die Fürsten doch 
den jungen Karl wählen, des geehrten Kaisers Marimi- 
lians Enkel, der durch seine östreichschcn Länder doch auch 
ein Fürst des Reiches war. Indeß ließen sie seine Gesand¬ 
ten eine Wahleapitulation unterschreiben, worin Karl ver¬ 
sprach: „Bei Krieg und Frieden des Reiches nie ohne Ein¬ 
willigung der Fürsten zu handeln; kein fremdes Kriegs¬ 
volk in das Reich zu bringen; die Reichsämter mit gebor¬ 
gen Deutschen zu besetzen; in allen Verhandlungen nur die 
deutsche Sprache zu gebrauchen; keinen Fürsten ohne Ur¬ 
sache und n«verhört in die Reichsacht zu erklären, und 
endlich so bald els möglich nach Deutschland gu kommen." 
So kam für den jungen Karl ein Geschenk des Glü¬ 
ckes schnell nach dem andern, und selbst in dem erst seit 
wenig Jahrzehenden neu entdeckten Wetttheile, Amerika, 
eroberten ihm seine Krieger das Merikanische Reich, 
größer als seirr Kaiserthum in Europa. Wäre Karl ein 
gewöhnlicher Geist gewesen, so möchte ihn diese Flut!) deS 
Glückes betäubt und aus der Fassung gebracht haben. Er 
wäre übermüthig geworden, oder hätte andern die Sor¬ 
gen der Regierung überlassen, um sich selbst in die Genüsse 
der Sinnlichkeit zu stürzen. Allein der zwanzigjährige Jüng¬ 
ling zeigte eine bewunderungswürdige Ruhe bei allen die¬ 
sen großen Botschaften. Ein Augenzeuge spricht mit Be¬ 
wunderung so darüber: „Unser König, der jetzt Kaiser 
ist, scheint das Größte, was das Glück gewähren kann, 
für nichts zu achten; seine Geistesgröße und sein Ernst 
sind so außerordentlich, daß es das Ansehen hat, als hat¬ 
te er den Erdball unter seinen Füßen." 
Dem Wunsche der deutschen Fürsten, daß er bald nach 
Deutschland käme, genügte er sehr bald; er wurde schon 
im Oct. desselben Jahres zu Aachen gekrönt und schrieb 
seinen ersten Reichstag auf den, Dreikönigstag des näch¬ 
sten Jahres nach Worms aus. 
59. Die Religionsangelcgenheiten in Deutschland. 
1. Der Reichstag zu Worms, 1521.— Die 
Hauptverhandlung auf diesem Reichstage war das Verhör 
Luthers. Der päpstliche Legat, der auf demselben gegen¬ 
wärtig war, stellte dcu versammelten Rcichshägptcrn die
	        
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