Full text: Römische Geschichte bis 133 v. Chr. (H. 4)

4 B. Die Zeit der Ständekämpfe und der Unterwerfung Italiens 
zweite Klaffe umfaßte diejenigen, die zwischen 100 000 und 75 000 As 
vermögen besaßen, aus ihnen, den älteren und den Jüngeren zusam¬ 
men, wurden 20 Centurien gebildet. Anstatt eines Rundschildes hat¬ 
ten sie sich einen Langschild zu beschaffen, und sonst, mit Ausnahme 
des Brustharnifches, dieselben Waffen wie die anderen. Das ver¬ 
mögen der zur dritten Klasse Gehörigen sollte aus 50 000 As bestehen; 
sie zählte die gleiche Anzahl Centurien, die ebenso nach dem Alter un¬ 
terschieden wurden; auch bezüglich der Waffen gab es keine Abweichung, 
nur fehlten die Beinschienen. In der vierten Klasse betrug das ver¬ 
mögen 25000 As; die Zahl der Centurien war dieselbe, doch die Waffen 
waren verschieden: sie hatten lediglich Lanze und Wurfspeer. Die fünfte 
Klasse dagegen war stärker: sie wurde aus 30 Centurien gebildet; ihre 
Angehörigen führten Schleudern und Schleudersteine. Ihnen waren die 
Hornbläser und Trompeter zugeteilt, die in zwei Centurien zerfielen. 
Das vermögen dieser Klasse betrug 11 000 As. Der Rest der Bevölke¬ 
rung bestand aus denen, deren vermögen noch geringer war; sie bil¬ 
deten nur eine Centurie und waren vom Kriegsdienst befreit. 
Nachdem Servius so Anordnungen über Bewaffnung und (Eintei¬ 
lung des Fußvolkes getroffen, hob er aus den vornehmsten Männern des 
Staates zwölf Centurien Ritter aus; ferner schuf er ebenso sechs weitere 
Centurien anstatt der drei von Romulus eingerichteten, unter Beibehal¬ 
tung der Hamen, unter denen sie einst (von Romulus) geweiht wor¬ 
den waren. Zum Ankauf des Pferdes erhielt jeder Ritter aus der Staats¬ 
kasse 10 000 As, und ferner wurden die Witwen angewiesen, alljährlich 
jedem Ritter 2000 As für den Unterhalt des Pferdes zu zahlen. 
Alle diese Lasten legte Servius unter Schonung der Armen den 
Reichen auf. Dafür wurden aber auch die politischen Rechte der Reichen 
vermehrt. Denn jetzt wurde nicht mehr, wie es einst Romulus einge¬ 
führt und die andern Könige beibehalten hatten, lediglich nach der Kopf¬ 
zahl von allen mit gleichem (Einfluß und gleichem Recht die Stimmen ab¬ 
gegeben, sondern es wurden Abstufungen geschaffen. Zwar war anschei¬ 
nend niemand vom Stimmrecht ausgeschlossen, aber die gesamte Ent¬ 
scheidung lag in den Händen der vornehmsten des Staates. Zunächst 
nämlich wurden die Ritter aufgerufen, sodann die 80 Centurien der 
ersten Klasse. Ergab sich hierbei keine (Einstimmigkeit, was nur selten 
geschah, dann erst sollten die Centurien der zweiten Klasse aufgerufen 
werden, und fast nie ging die Abstimmung so weit hinunter, daß sie bis 
zu den Angehörigen der untersten Klasse gekommen wäre. 
Als die Schätzung beendet war — der König hatte sie durch die 
Furcht vor einem Gesetz zu beschleunigen gewußt, das die, die sich nicht 
schätzen ließen, mit Gefängnis und Tod bedrohte —, ordnete er an, daß 
alle römischen Bürger, Reiter wie Fußsoldaten, sich ein jeder in seiner 
Centurie bei Tagesanbruch auf dem Marsfelde einfinden sollten, hier
	        
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