Full text: Geschichten aus der Geschichte

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und 75 arme Studenten genährt und 800 fremde Kinder unterrichtet 
werden. Von weiteren Geschenken legte er eine Apotheke, eine 
Buchhandlung, eine Buchdruckerei, ein Witwenhaus und eine Schule 
für Sinder wohlhabender Eltern an. Als er starb, war der Um¬ 
fang der Gebäude so groß, daß der innere Hof die Länge und 
Breite einer ausgedehnten Straße hatte. Er baute aber nicht nur 
Schulhäuser, sondern führte auch in seinen Schulen eine Art von 
Unterricht ein, nach welcher mehr und leichter gelernt wurde als 
bisher. Es hört sich fast wie ein Wunder an, daß diese großen 
Erfolge aus der Saat von sieben Gulden erwachsen sind. 
Röntg Friedrich Wilhelm I. (1713—40.) 
Auf Friedrich I. folgte der König Friedrich Wilhelm I. Er 
war ein strenger, rauher, harter Mann, aber auch vom regsten 
Pflichtgefühl erfüllt und unablässig auf das Heil seines Volks be¬ 
dacht. Gleich nach feiner Thronbesteigung entließ er den größten 
Teil der kostspieligen Hofbeamten, mit welcher sich Friedrich I. um¬ 
geben hatte, und behielt nur diejenigen, die nicht zu entbehren 
waren. Die sehr bedeutenden Schulden seines prunkliebenden Vaters 
tilgte er, indem er das kostbare Gold- und Silbergerät in den 
Zimmern des Schlosses und die aufgehäuften Schätze von Edel¬ 
steinen und Perlen verkaufen ließ. In seinem Haushalt ging es 
wie in einem Bürgerhause zu, seine Mahlzeiten bestanden in Haus¬ 
mannskost. Das Hoftheater wurde geschlossen, die Garderobe des¬ 
selben unter die Armen verteilt. Die Schaulust der Berliner mußte 
sich nun mit Seiltänzerkünsten und Puppenkomödien begnügen. 
Wenn auch der König sehr sparsam war, geizig war er durchaus nicht. 
Preußisch Litauen war durch eine Pest verödet und fast menschen¬ 
leer geworden. Als nun der Erzbischof von Salzburg alle Prote¬ 
stanten ans seinem Gebiete vertrieb,'weil sie nicht katholisch werden 
wollten, nahm der König sie in Litauen auf und gab Millionen 
und Millionen für ihre Ansiedelung her. Auch aus andern 
Gegenden strömten bedrängte Protestanten nach Preußen und wurden 
gern ausgenommen, so daß nach einiger Zeit Litauen wieder zu 
seiner früheren Blüte gelangte. Ebenso sparte er kein Geld für 
die Vermehrung der Volksschulen in seinem Lande, und so manche 
Stadt, die durch großen Brandschaden in Armut geriet, ließ er auf 
seine Kosten wieder aufbauen.
	        
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