Neuzeit.
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Der Versuch, die Einheit von unten herauf durchzuführen
(1848; Paulskirche u. s. w.), scheitert an dem allzustarken »Tropfen
demokratischen Öles«, der mit einfloss und die Fürsten abschreckte.
Auftreten Bismarcks, des genialsten unter den Staatsmännern
der Gegenwart.
1864. Gewinnung eines für die von Bismarck damals schon
gehegten maritimen Pläne unerlässlich notwendigen festen Stütz¬
punktes an der Nord- und Ostsee, der zugleich auch die schon
lange beabsichtigte Verbindung beider Meere sichern konnte.
1866. Austritt Österreichs mit seiner größerenteils nicht¬
deutschen Bevölkerung und seinen größerenteils nichtdeutschen
Interessen. Nunmehr im deutschen Bunde nur ein Schwerpunkt.
1870. Politische Wiedergeburt Deutschlands auf den Schlacht¬
feldern Frankreichs. Nationale Haltung der Südstaaten, besonders
Bayerns und der Wittelsbacher.
Anmerkung! Die Einzelheiten der letzten Abschnitte wurden
hier nicht genauer spezifiziert, da sie — wie oben gesagt*) —,
wissenschaftlich meist nicht strittig, wohl allgemein bekannt sind
und in allen Geschichtsbüchern nachgelesen werden können. Auch
die bayerische Geschichte seit Max IV. (I.) JOSEPH wurde nicht
genauer namhaft gemacht, da sie ebenfalls als jedem bayerischen
Lehrer selbstverständlich bekannt vorausgesetzt werden kann und darf.
B.
Proben moderner Geschichtsauffassung.
Vorbemerkung! Mit dem vorstehenden Teile — Stoffauswahl
und Gedankengang — wäre eigentlich unsere Arbeit, soweit sie als
systematisch ganz und abgeschlossen auftreten soll, erschöpft. Wenn
wir trotzdem noch eine ziemliche Anzahl Einzeldarstellungen folgen
lassen, so sind dafür verschiedene Gründe massgebend gewesen.
So vor allem der bekannte Erfahrungsgrundsatz, dass es sehr leicht
und billig ist, theoretische Forderungen aufzustellen, dass es mit¬
unter aber sehr schwer ist, dieselben in die Praxis umzusetzen, eine
Thatsache, auf die wir im Laufe unserer Erörterungen schon wieder-
*) Siehe »Leitender Grundsatz« zu dem Abschnitte »neue Zeit< (p. 42).