Full text: Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes

3. Die Bauernunruhen in Kursachsen 
im Jahre 1790. 
Der sächsische Bauer hat trotz seiner sehr mißlichen Lage 
zu allen Zeiten sein Vaterland lieb gehabt und seinem Fürsten 
die Treue bewahrt. Gegen Ausgang des 18. Jahrhunderts ist 
er aber doch, von Verzweiflung erfaßt, ein Empörer geworden. 
Gleichwohl ist es ihm auch hierbei nicht eingefallen, seinen 
Landesherrn zu beleidigen, gegen den sich die Bewegung gar 
nicht richtete, wie auch der Aufruhr nur einen Teil Sachsens 
ergriff, merkwürdigerweise gerade ein Gebiet, wo der Land¬ 
mann in verhältnismäßigem Wohlstand lebte. 
Das Jahr 1789 hatte eine ungünstige Ernte gebracht. 
Die Getreidepreise stiegen daher vom Frühjahre 1790 an 
stetig. In der Gegend um Schneeberg zahlte man im Juli 
für ben Scheffel Korn über 4 Taler, also viermal soviel wie 
sonst. Wenn nun auch bie neue Ernte bas (betreibe verbilligte, 
so bauerte biefer Zustanb boch nur kurze Zeit. Dazu kam, 
baß bic Saat sehr burch bas Wilb zu leiben hatte, bas sich in 
ben Forsten stark vermehrte. Zwar würbe jeber Felbschaben 
gerichtlich abgeschätzt unb vergütet, aber bas Verfahren war so 
langwierig unb teuer, baß für ben Kläger nicht viel babei 
herauskam. Wollten bie Bauern ihre Felber nicht einfriebigen, 
so mußten sie nachts wachen, um bie Felbfrucht zu schützen. 
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