wir kein Wörtchen. An unzähligen französischen Soldaten vorbeikommend,
gelangten wir gegen 2 Uhr nachmittags in St. Privat an.... In St. Privat,
woselbst wir noch mit mehr Gefangenen aller Regimenter und Waffen¬
gattungen zusammentrafen und jetzt 120 Mann zählten, waren wir Ge¬
fangenen anf einem ca. 12 Meter quadrathaltenden grünen Hofplatz,
welcher mit einer ca. 1,20 Meter hohen Mauer eingefriedigt war, zur
Lagerung gewiesen. Bewacht wurden wir von mindestens 20 Franzosen,
welche teils außerhalb der Mauer mit geladenem Gewehr und aufgepflanztem
Haubajonett standen, teils bei uns anf dem Hofplatz waren; letztere be¬
schäftigten sich mit Kochen und Schmoren. . . .
Am anderen Morgen, den 18. August, blieben wir Gefangenen
auf dem früher erwähnten Platz liegen. Soweit wir noch im Besitz
unseres eisernen Bestandes waren, wurde derselbe verbraucht, auch gaben
uns die französischen Wachtmannschaften von ihrem Vorrat an Essen
und Trinken ab. So war es gegen 10 Uhr morgens geworden, als
wir rechts hinter uns in weiter Ferne einen Kanonenschuß hörten, wie
ich später gewahr geworden, der Alarmschuß auf deutscher Seite. Im
Augenblick danach hörten wir im Halbkreis um uns herum allenthalben
Kanonendonner, die große Schlacht hatte angefangen. Es fuhr sehr viel
französische Artillerie an uns vorbei; wir, neugierig, was passieren möge,
lugten über die uns umgebene Mauer. Uns wurde aber sogleich vou
einem französischen Offizier in deutscher Sprache mitgeteilt, daß keiner
von uns über die Mauer hinweg sehen dürfe, Zuwiderhandelnde würden
unbedingt anf der Stelle erschossen. Als aber nach einiger Zeit die
deutschen Granaten so nahe, etwa anf 100 Meter von uns platzten, er¬
hielten wir Befehl aufzustehen und über die Mauer zu springen. Solches
geschah, und wir sahen nun, daß die Einwohner von St. Privat teils
mit einem kleinen Bündel unterm Arm ihre Wohnungen verließen und
auf einen unweit liegenden Busch zuliefen. Anf der Straße in St. Privat
ging ein Trupp —- einige 40 Mann — französischer Soldaten, und
mitten hinein in diesen Haufen fuhr eine Granate, alles über Kopf
werfend. Wir marschierten nun zurück, machten aber auf etwa 1000 Meter
von St. Privat in der Nähe des Busches Halt. Von hier ans konnte
man, da wir ziemlich hoch standen und das Terrain von uns weg in
unabsehbarer Ferne etwas abfiel, alles übersehen. An verschiedenen
Stellen in den Dörfern brannte es. Die Franzosen, unzählig viele,
ganze Regimenter, konzentrierten sich alle geschlossen rückwärts. Sagen
dursten wir ja nichts, aber das Herz lachte uns im Busen; war es für
uns doch erfreulich, daß die Franzosen retirierten. Der Kapellmeister einer
französieren Regimentsmnsik, mit dem wir Gelegenheit hatten zu sprechen,
meinte auch schon, wenn das Ding für sie — die Franzosen — nur
kein schlimmes Ende nähme. Da mittlerer Weile das Toben der Schlacht
sich uns immer mehr nahte, mußten wir weiter marschieren auf der
Chaussee nach Metz zu und verloren so bald das eigentliche Schlachtfeld
aus den Augen.
Mehrere Stunden gings nun noch weiter in stärkster Sonnenglut,
bis wir endlich nachmittags um 4 Uhr durch die Metzer Tore marschierten.