Full text: Oldenburgisches Quellenbuch

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beweglich, nur daß er zuweilen an den Nägeln saute oder die Schnupf¬ 
tabaksdose an die Nase führte, daran zu riechen, denn einen anderen 
Gebrauch machte er vom Tabak nicht. Hinter ihm war die geräumige 
Loge mit Generals und Mar schatten angefüllt, die sich nicht fetzten. 
Gegenüber, rechts, in der anderen Loge des Prosceniums saß die Kaiserin 
Josephine, mit Teilnahme auf die Scene hinblickend, oder im lebhaften 
Gespräch mit ihren Damen. Von dieser Loge an saßen aus demselben 
Balkon die Könige und Königinnen der herrschenden Dynastie, von 
Spanien, Neapel, Holland und Westfalen. Ihnen gegenüber, von 
Napoleons Loge bis gegen die Mitte hin, die anwesenden fremden Könige, 
Großherzöge, Herzöge und Prinzen regierender Häuser, sowie die Ambassa¬ 
deurs abwesender fremder Mächte, aber nicht die Minister, die mit allen 
übrigen Männern das Parterre einnahmen. Der <scene gegenüber er¬ 
hoben sich, auf amphitheatralifchen Stufen, die Sessel sämtlicher Damen. 
Der Anblick im Ganzen, bei dem höchsten Putz der ganzen Versammlung, 
der außerordentlich hellen Beleuchtung und der ehrerbietigen Stille im 
ganzen Hause hatte etwas sehr Imponierendes. — 
(Nach Schluß der Vorstellung begibt sich die Gesellschaft in die anstoßenden Säle, 
und von Rennenkamsf hat Gelegenheit, den Kaiser näher zu betrachteu.) 
Überall, wo er sich hinwendete, öffnete sich vor ihm eine Gasse im 
Gedräng, in der er langsam vorschritt und von Zeit zu Zeit jemand 
anredete. In der einfachen Infanterie-Uniform, in Schuhen und weißen 
Strümpfen, ohne Hut und Degen, wenig ausgezeichnet durch den Stern 
der Ehrenlegion, war er es um so mehr durch den bedeutenden Ausdruck 
seines sprechenden Auges und der Herrschermiene, die sonderbar genug 
abstach gegen den kleinen, dicken, wie gepolsterten Körper; ohne Anstand 
und Ansehen; beide Hände aus dem Rücken gekreuzt; in der einen die 
Schnupftabaksdose, und so mit etwas ungeschickter aisance sich fort¬ 
bewegend. 
Er war sehr lakonisch, herrisch, selten freundlich, fast immer hart 
und rauh; man mußte glauben, er verachte alles um sich her, selbst 
wenn feine Worte etwas Verbindliches ausdrückten. Dies war jedoch 
sehr selten der Fall, selbst gegen Frauen; vielmehr war nichts gewöhn¬ 
licher als der Ton, in dem er einer Dame, die dasselbe Kleid angelegt 
hatte, in dem sie einige Tage vorher vorgestellt worden war, sagte: 
„Es scheint, Madame, Sie schlafen in Ihrem Kleide!" 
57. Die Braunschweiger in Elsfleth und Brake. 
a) Bescheinigung des Herzogs Friedrich Wilhelm von 
Brannschweig-Oeis an das Amt Elsfleth. 1809 Aug. 6. 
— Ward en bürg, Erinnerungen au deu Herzog von Brannschweig-Oels. Oldenb. 
Blatter 1835, Nr. 51. — 
(Herzog Fr. Willi. vou^Braunfchweig-Oels schiffte sich am 6. Aug. 1809 mit seiner 
schwarzen L>char bei Elsfleth und Brake nach England ein.) 
Durch den Drang der kriegerischen Umstände bin ich nur lediglich 
bewogen worden, mit dem unter meinem Kommando stehenden TrnppencorpS
	        
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