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ins persische Lager geflohen war, um einer harten Strafe zu
entgehen, man solle sich nicht in die engen Thäler des Passes
hineinzwängen, sondern in der weiten Ebene bleiben, wo man
alle Truppen bequem aufstellen und verwenden könne. Die
Magnaten hielten diese Vorsicht für Verrat und waren über¬
zeugt, daß Alexander vor ihnen fliehe, den man daher eiligst
verfolgen müsse. Diese Meinung brachten sie auch dem Könige
bei, zogen hastig in die Gebirgsengen, nachdem sie Harem,
Gepäck, Schatz und Vorräte nach Damaskus zurückgesandt
hatten, und rückten in Jssus ein, wo sie ein macedonisches
Lazarett fanden und alle Kranken unter grausamen Qualen zu-
tode marterten.
Alexander freute sich des großen Fehlers, welchen die Perser
in ihrem dünkelhaften Übermute begingen, und war überzeugt,
daß berechnende Besonnenheit über die Thorheit der Menge
siegen werde. Dem Feinde fehlte es überhaupt an militärischer
Organisation und am Ineinandergreifen der Bewegungen und
Angriffe, dazu hatte er sich in Engen eingeklemmt und zur un¬
beholfenen Masse gemacht, die sich durch ihre eigene Übermacht
beengte und sehr schwer wieder aus den Engen herauszubringen
war, wenn die Schlacht einen nachteiligen Verlaus nahm.
Anders dachten Alexanders Krieger. Als sie hörten, der Feind
stehe ihnen im Rücken, man müsse wenden und morgen mit
ihm kämpfen, um die Pässe wieder zu gewinnen, ward viel
gescholten, getadelt und geklügelt, während man die Waffen für
die bevorstehende Schlacht in den Stand setzte. Alexander ließ
die Soldaten schelten, denn er wußte, ihr Geschwätz war trotz
harter Worte nicht böse gemeint. Sowie er aber sicher wußte,
daß der Feind sich in die Engpässe hineingepreßt hatte, rief er
seine Generale zu einem Kriegsrate zusammen, teilte ihnen die
Sachlage mit, machte Vorschläge zur Gegenwehr und redete
ihnen Mut ein. Die jetzige Stellung des Feindes verspreche