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Diese Mißstimmung des Heeres blieb dem Könige nicht
lange verborgen, und er empfand es übel, daß sein Heer sich
seinen Plänen widersetzte, denn er meinte, der Krieger müsse
ihm unweigerlich dahin folgen, wohin er geführt werde, dafür
erhalte er Sold und erwerbe sich Ruhm. Diesem Wider-
streben des Heeres Einhalt zu thun, versammelte Alexander
seine Generale, um ihnen seinen Willen mitzuteilen und mit
ihnen angeblich zu überlegen, ob es besser sei, weiter zu ziehen
oder umzukehren. Er teilte ihnen also mit, es sei seine Ab¬
sicht, weiter nach Osten zu ziehen, in Gegenden, deren Herrlich¬
keit, Reichtum und Schönheit er ihnen in den glänzendsten
Farben ausmalte, doch die Generale hörten ihn schweigend an,
zeigten nicht das geringste Interesse, ja wollten sogar nicht ein¬
mal sprechen, so oft er sie auch dazu aufforderte. Endlich er¬
hob sich der greise Koinos, um verständig zur Umkehr zu
mahnen. Je mehr Alexander vollbracht habe, um so mehr sei
es Zeit, den Unternehmungen endlich ein Ziel zu setzen, um sich
den Genuß des Gewonnenen zu sichern. Alle sehnten sich nach
der Heimat, nach Vater und Mutter, Frau und Kindern, Ge¬
schwistern und Freunden, um bei diesen in der Erinnerung an
ein thatenreiches Leben und im Genuß des Ruhmes und des
Erworbenen, was Alexander mit ihnen geteilt habe, den Rest
des Lebens zu verbringen. Zu neuen Thaten sei das Heer
nickt mehr geeignet, Alexander möge es heimführen, ein neues
Heer sammeln und mit diesem seine Heerzüge fortsetzen. Koinos
fand allgemeine Zustimmung, ja viele konnten sich der Thränen
nicht enthalten, als er von der Heimkehr in das Vaterland
sprach.
Alexander fühlte sich durch diesen Widerspruch gegen seinen
kund gegebenen Willen sehr verletzt und entließ in Ungnade
die Versammlung, berief sie aber am anderen Tage wieder, um
ihr zu erklären, daß er niemanden zum Bleiben zwingen wolle,