— 31 — 
im gewöhnlichen, arbeitsvollen Leben jeden Prunk ver¬ 
achtete, der Schulen gründete, fünfte, Ackerbau und 
Handwerk förderte, der seine einzige freude in der ]agd, 
in Leibesübungen und im kreise seiner familie suchte. 
Rein Sürst der Welt hat ihn an Catkraft, Weisheit und 
Umsicht übertroffen, kein Deutscher an Liebe zu seinem 
Vaterlande. Karls Ruhm drang zu allen Völkern, und 
Harun al Raschid, der Kalif von Bagdad, der selbst ein 
grofeer fürst und weiser (Dann war, liefe dem Franken- 
könige durch eine Gesandtschaft reiche Geschenke und 
Kunstwerke des Morgenlandes überbringen. 
Das Reich Karls des Großen war ein gewaltiges, 
ein Riesenreich. €s erstreckte sich vom Ober bis an die 
Lider, vom Gbro in Spanien bis an die Clbe und die Raab 
in Ungarn und reichte nördlich bis an die Nord- und Ost¬ 
see. Lin so gewaltiges Reich bedurfte auch eines so aus¬ 
gezeichneten Herrschers. Cs war also selbstverständlich, 
datz nach dessen Code im Jahre 814 sein schwacher Sohn 
Ludwig der fromme unfähig war, das von seinem 
Vater Crerbte zu erhalten und zu vermehren, tlach kaum 
vierjähriger Regierung teilte er schon das Reich unter seine 
drei Söhne Lothar, pipin und Ludwig, jedoch mit dem 
Vorbehalte, datz sie erst nach seinem Code die Regierung 
selbständig antreten sollten. Von dieser Zeit an datieren 
die Jahre der Unruhen und der andauernden Streitig¬ 
keiten, bis allmählich das grotze einheitliche Werk Karls 
des Großen zuerst in größere Ceile, dann aber in so 
viele kleinere Ceile zerfiel, datz bei den fortwährenden 
Änderungen der Landesgrenzen und den stets sich wieder¬ 
holenden Verschiebungen der einzelnen Gebietsteile in 
den Herzen der Bevölkerung keine Liebe zum Vater¬ 
lande erblühen konnte, da dasselbe andauernd eine 
andere Gestalt und mehrfach fremde Herrscher erhielt. 
Der Zweck dieser Schrift ist nicht, die Völker der 
Crde in ihrer Entwickelung und Geschichte vor den Rügen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.