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im gewöhnlichen, arbeitsvollen Leben jeden Prunk ver¬
achtete, der Schulen gründete, fünfte, Ackerbau und
Handwerk förderte, der seine einzige freude in der ]agd,
in Leibesübungen und im kreise seiner familie suchte.
Rein Sürst der Welt hat ihn an Catkraft, Weisheit und
Umsicht übertroffen, kein Deutscher an Liebe zu seinem
Vaterlande. Karls Ruhm drang zu allen Völkern, und
Harun al Raschid, der Kalif von Bagdad, der selbst ein
grofeer fürst und weiser (Dann war, liefe dem Franken-
könige durch eine Gesandtschaft reiche Geschenke und
Kunstwerke des Morgenlandes überbringen.
Das Reich Karls des Großen war ein gewaltiges,
ein Riesenreich. €s erstreckte sich vom Ober bis an die
Lider, vom Gbro in Spanien bis an die Clbe und die Raab
in Ungarn und reichte nördlich bis an die Nord- und Ost¬
see. Lin so gewaltiges Reich bedurfte auch eines so aus¬
gezeichneten Herrschers. Cs war also selbstverständlich,
datz nach dessen Code im Jahre 814 sein schwacher Sohn
Ludwig der fromme unfähig war, das von seinem
Vater Crerbte zu erhalten und zu vermehren, tlach kaum
vierjähriger Regierung teilte er schon das Reich unter seine
drei Söhne Lothar, pipin und Ludwig, jedoch mit dem
Vorbehalte, datz sie erst nach seinem Code die Regierung
selbständig antreten sollten. Von dieser Zeit an datieren
die Jahre der Unruhen und der andauernden Streitig¬
keiten, bis allmählich das grotze einheitliche Werk Karls
des Großen zuerst in größere Ceile, dann aber in so
viele kleinere Ceile zerfiel, datz bei den fortwährenden
Änderungen der Landesgrenzen und den stets sich wieder¬
holenden Verschiebungen der einzelnen Gebietsteile in
den Herzen der Bevölkerung keine Liebe zum Vater¬
lande erblühen konnte, da dasselbe andauernd eine
andere Gestalt und mehrfach fremde Herrscher erhielt.
Der Zweck dieser Schrift ist nicht, die Völker der
Crde in ihrer Entwickelung und Geschichte vor den Rügen