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Die Ausstellung in Düsseldorf 1902 gab ein deutliches
Bild von dem hohen Stande der heimischen Industrie und
Gewerbe, „Sie war eine Ruhmestat von solcher Kraft und
Schönheit, daß sie noch Millionen Herzen mit einem Heimat¬
stolz erfüllen wird, der die Grundkraft aller volkstümlichen
Taten ist.“
Neben der Industrie zeigt das Rheinland ein lebens¬
fähiges Handwerk. Zwar ist mancher Handwerkszweig
im Laufe der Jahre durch die Industrie verdrängt worden,
anderseits bildet die Industrie aber auch eine wichtige Nähr-
quelle für die Handwerker. Baugewerbe, Nahrungsmittel¬
und Luxusgewerbe sind heute in ihren Schicksalen eng mit
der Industrie verknüpft, während anderseits das Handwerk
auch innige Berührungspunkte mit der Landwirtschaft auf¬
weist. Wie aber allerwegen, so muß auch hier das Hand¬
werk seine Zukunft in der Qualitätsarbeit sehen und die
Ausbildung seines Nachwuchses in diese Richtung hinein¬
leiten.
Ein Vergleich der Zahlen der Personen, die 1882 und
1907 in den wichtigsten Gewerbezweigen beschäftigt waren,
spiegelt den gewerblichen Aufschwung der Rheinprovinz in
den letzten Jahrzehnten deutlich wieder1): Im Bergbau, in
Hütten und Salinen (122 664) 239 067, in der Stein- und
Eisenindustrie (38 293) 91 159, in der Metallbearbeitung
(67 553) 160 040, in der Maschinenindustrie (29 137) 122 624,
in der chemischen Industrie (167 533) 174 707, im Nahrungs¬
und Genußmittelgewerbe (60 694) 113 306, im Bekleidungs¬
gewerbe (90 077) 113 062, im Baugewerbe (45 870) 170 359,
im Handelsgewerbe (81 284) 233 109 und im Verkehrs¬
gewerbe (13 894) 44 828.
Der Aufschwung von Landwirtschaft und Industrie
wäre im letzten Jahrhundert nicht möglich gewesen ohne
den gleichzeitigen Aufschwung des Verkehrs. Um das
Jahr 1800 gab es in ganz Preußen kaum 70 km ausgebaute
Straßen. Auch in den rheinischen Kleinstaaten war der
Wegebau wenig gefördert worden. Nach dem Muster der
römischen Feldherren erbaute Napoleon im Rheinlande
zahlreiche gute Straßen, die vornehmlich als Heerstraßen
der schnellen Beförderung der Truppen dienen sollten und
1) Die in Klammern stehenden Ziffern bezeichnen die Zahl von
1882, die ändern die von 1907.