Full text: Hamburger Kriegsbuch

zwischen aber hatte man uns unten gesehen, und bald erschienen 
die bekannten weißen Wölkchen. Also Geschützfeuer! Mein Be¬ 
obachter zeichnete mit Seelenruhe weiter. Hinter einem Walde 
sahen wir mehrere Kolonnen. Tiefer gehen, lautet die Losung. 
Jetzt fängt auch die Infanterie zu bummern an. Zu hören ist 
natürlich bei dem Motorgedonner nichts, aber einige Treffer 
haben die linke Fläche getroffen. Plötzlich kommt vom Venzin- 
refervoir her ein matter Knall. Ehe ich über die Ursache klar 
bin, sinkt der Zeiger der Benzinuhr, und das Druckmanometer 
zeigt Null. Alle Wetter, der Venzinkasten ist angeschossen! Im 
nächsten Augenblick verlangsamt sich die Tourenzahl des Motors. 
Aber schon habe ich die Benzinpumpe gefaßt und presse, so 
schnell es nur gehen will, neue Luft in das Reservoir, um den 
Motor in Gang zu halten. Gott sei Dank, der Motor erholt 
sich wieder. Aber nun zurück, das ist die Losung. Etwa 50 
Kilometer trennen uns von unserem Start. Ich bringe den 
Doppeldecker in die Kurve und gebe dann Höhensteuer, was 
das Zeug hält. Wir steigen. Immer ängstlich die Benzinuhr 
beobachtend, die den Verlust des kostbaren Betriebsstoffes kün¬ 
digt, sausen wir mit etwas Rückenwind dahin. 100 Liter hatten 
wir beim Aufstieg, da wir nicht allzu weit fliegen wollten. Fast 
20 Minuten flogen wir so mit Anstrengung aller Nerven dahin. 
Da plötzlich das bekannte Puffen im Vergaser. Der Motor be¬ 
kommt keinen Benzin mehr! Zwar waren wir hoffentlich über 
den Feind hinweggekommen, aber unsere Lage, inmitten feind¬ 
licher Bevölkerung zu landen, war nicht beneidenswert. Vor¬ 
sichtig stoße ich durch den Nebel durch und lande bei e'ner 
größeren Stadt. Was nun? Da kommen schon die ersten Neu¬ 
gierigen herbeigeeilt, und von weitem klingt uns das „Vive 
l’Angleterre“ entgegen. Ich tausche mit L. einen Mck. Man 
hält uns offenbar für Engländer, und wenn wir diese Nolle 
durchhalten, können wir davonkommen. L. fängt also an, wie 
ein richtiger Engländer französisch zu radebrechen und verlangt 
einen Klempner sowie Benzin. Beides ist schneller da. als wir 
gehofft, und nach 20 Minuten Aufenthalt, der durch die Gegen¬ 
wart einiger Zuaven angenehm verkürzt wurde, konnten wir 
wieder Benzin füllen. Das Leck war verlötet und hielt. Be¬ 
reitwillig half man uns beim Start, und bald konnten wir da¬ 
vonsausen, so schnell der Motor lief. Aus der Hohe warfen 
wir den Braven noch eine Meldekarte hinunter, auf der wir für 
die erhaltene Hilfe bestens dankten — allerdings in deutscher 
Sprache.
	        
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