Full text: Hamburger Kriegsbuch

III. Im Westen. 
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3U ßirtcm unterirdischen Gelaß; ein schräger Gang wird durch 
Wegräumen _ der herabgefallenen Kalksteine, aus denen die 
meisten Häuser hier gebaut sind, etwas erweitert, so dah wir 
in den Keller kriechen können. Wir sind in einem 6 Meter 
langen und 3 Meter breiten Gewölbe. Aus der Dunkelheit 
erhellt durch meine elektrische Brustlaterne, starren uns verglaste 
Augen der Verwundeten an. Einige liegen im Fieber völlig 
apathisch da. Drei Mage hossten sie aus Hilfe und Befreiung' 
über ihnenJrachten die Granaten ins Gebäude, die herab¬ 
stürzenden krümmer der brennenden Mühle versperrten den 
Ausgang aus ihrem Grabgewölbe. Sie hatten sich schon mit 
ihrem Schicksal abgefunden, hier unten elediglich zu verkommen. 
Und welche Luft herrschte dort unten! Von den leichter Ver¬ 
wundeten wollte jeder zuerst hinausgeschafft werden, der Selbst¬ 
erhaltungstrieb zeigte sich in der brutalsten Weise. Nach Weg- 
raumung der größeren Steinblöcke in dem Gang zur Freiheit 
wurden die -tragen in den Keller geschoben, unö die Schwer- 
verwundeten wurden zuerst hinausgeschafft. Nach mühseliger 
ilrbeit waren alle wieder unter dem klaren Sternenhimmel 
und fort ging’s wieder, dem Dorfe zu, begleitet von den leise 
pfeifenden Gewehrgeschossen. Glücklich gelangten wir alle un¬ 
verletzt ins Dorf, wo die Wunden der Geretteten frisch ver¬ 
bunden wurden. Mit dem Krankenwagen werden sie in die 
<rr>DOn schafft. Welche Qualen sie aber noch auf die¬ 
sem Ltege erdulden müssen, kann nur der ermessen, der diese 
Straßen selbst gesehen hat. Für manchen ist dieser Weg der 
letzte geworden, auf dem er die Erdenlast von |ich geworfen- 
als stillen, schmerzbefreiten Mann haben sie ihn aus dem Wagen 
gehoben. Ein stilles Grab auf dem weltverlassenen Kirchhof 
von B. mehr. f 
Der sterbende Grenadier. 
In Maastricht — abends — im Spital 
Auf sauberen Betten, weiß und schmal. ' 
Der scheidenden Sonne verflackerndes Licht. 
Hier glüht im Fieber ein junges Gesicht; 
Dort rinnt auf Züge, marmorweitz, 
Aus verklebten Haaren der letzte Schweift. 
Schlachtwunde. Sind aus Belgien gekommen. 
Deutsche, die der Sieg vergaß, 
Als die Kameraden die Hügel erklommen;
	        
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