Full text: Hamburger Kriegsbuch

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V. Im Osten. 
Scheune dort abgebrannt, die Häuser durchwühlt von den 
Nüssen. Da stehen Betten, Stühle, Truhen auf dem Hof, im 
Stall die Artilleriepferde, der Ziehbrunnen eifrig in Tätigkeit. 
Wir im Hof hinlegen. Einige machen Abstecher auf der Suche 
nach Brot. Nichts zu machen, nur ein paar Mohrrüben. — 
Neben der abgebrannten Scheune treten drei Nüssen in ihren 
erdgrauen Mänteln handanlegend an einen Artillerieoffizier 
heran. Ah, die Kerle verraten wohl die Stellung der Russen. 
Nichtig, im Galopp reitet der Offizier zurück, und dann kommt 
mit vielem Lärm die Artillerie an. Abgeprotzt! Schnelle Be- 
fehle. Vumm, bumm, bumm. Wie das knautst! Der Nüsse 
antwortet nur noch schwach; jetzt geht's gar nicht mehr. Wir 
also auf, ohne Tritt marsch! In der Nähe heftiges Gewehr- 
feuer: Knack, knack, knack, fast zu einem langen Ton ver° 
schwebend. Ssss. .., eine verirrte Kugel über unseren Köpfen. 
Der Russe scheint aber recht weit gegangen zu sein; denn ruhig 
marschieren wir jetzt auf der Chaussee. Hier scheint ein ©efecfjt 
gewesen zu sein. Patronentaschen, Töpfe, viele russische Patro¬ 
nen liegen da umher. Dort an dem Gitter von einem Gehöft 
Spuren von Streifschüssen. Unsere Sanitäter gehen an den 
Seiten, nach Verwundeten ausspähend. Hinter einem Hause 
begraben sie einen Kameraden. Ein Erdhügel, ein Holzkreuz, 
ein Helm — Soldatengrab. — „Kompagnie halt!" Die Ar¬ 
tillerie mutz vorüber. Im Chausseegraben wegtreten. Neben 
uns blockt ein Kalb, durch einen Schutz verwundet. Blut 
tröpfelt an der Bauchseite; das Tier kann kaum stehen. Ein 
Artillerist zieht einen grotzen Revolver. Abgedrückt, ins Ge¬ 
hirn, ein letzter Sprung, tot. Unsere Kompagnie marschiert 
weiter. Jetzt geht’s über die Thaussee, an einem brennenden 
Hause vorüber. Die Bewohner davor. Die Schweine laufen 
grunzend umher; ein Mädchen hält die Kühe zusammen; die 
Frau weinend auf einem Haufen Bretter, neben sich ein Kind 
in der Wiege. Der Vater und der Sohn suchen noch etwas zu 
retten. — Wir weiter, an einem Wald vorbei. Dort drei er¬ 
beutete russische Geschütze. Vorn am Wege ein totes Pferd, 
steif, Blut und Schaum am Maul. — Weiter. Die Gräben 
gefüllt mit Ausrüstungsstücken, viel russische Patronen, unsere 
fast nie. Es dunkelt schon. Fern noch Gebrumm der Artillerie. 
Brennende Häuser beleuchten den Horizont. — Kompagnie 
halt, Gewehr ab, Gepäck ablegen, Kochgeschirre ab. Hurra, die 
Feldküche! Der Magen leer genug, die Beine müde. Die Feld¬ 
küche natürlich die Verstärkung vergessen, also jeder nur einen
	        
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