Full text: Bilder aus der sächsischen Geschichte

8 Die letzten Tage Konrads des Großen (t 1157). 
„1156. Konrad, Markgraf von Meißen und der Lausitz, bedachte die 
Unbeständigkeit seines Lebens und fürchtete, daß, wenn er noch länger in 
der sündigen Welt leben wollte, er auch selbst in ihren Untergang gezogen 
würde, und deshalb beschloß er, sie zu verlassen, und faßte den festen Ent¬ 
schluß ins Kloster zu gehen. Da er aber für die Zukunft der Kirche sorgen 
wollte, nach welcher er sich von Herzen sehnte, das heißt für die Kirche auf 
dem Lauterberge, welche er schon ausgiebig, wie es für sie günstig war, 
bedacht hatte, so rief er den Erzbischof Wichmann und den Markgrafen 
Albert von Brandenburg, auch alle seine Söhne und viele andere Geistliche 
und Weltliche, Edle und Dienstmannen zusammen, und kam selbst dorthin, 
um in ihrer Gegenwart seine Absicht zu verwirklichen. Und so verteilte 
er zuerst alle Besitzungen, welche er selbst oder seine Gemahlin an diesem 
~tte hatten, damit nicht ebnet nach seinem Tode über die Länder ein Streit 
entstünde, in die Hände seiner Söhne, das heißt Otto wurde Markgraf 
von Meißen, Dietrich Markgraf der Lausitz, Heinrich Gras von Wettin, Dedo 
Graf von Rochlitz, Friedrich Graf von Brene. Dann bestimmte er, daß 
allemal der älteste seiner Söhne oder Erben die Vogtei des Klosters stis- 
tuugsgemäß ausüben sollte, das; die Vogtei selbst keinem jemals als Lehen 
überlassen werden und der Vogt keine weltliche Abgabe ohne Beschluß der 
Brüder in den Angelegenheiten der Kirche, gleichsam aus eigenem Rechte 
zu fordern wagen sollte, und daß feine Söhne, was sie auch selbst ver¬ 
sprechen, und ihre Dienstmannen in diefem Kloster ihr Begräbnis haben 
sollten. Nachdem dies geordnet worden war, legte er vor dem Altare des 
heiligen Petrus feine weltlichen Gewänder ab, ließ sich mit der Mönchs¬ 
kutte durch Erzbischof Wichmann bekleiden und nahm freiwillig die Armut 
auf sich aus Liebe zu Christus, unter dem großen Beisalle der anwesenden 
irrsten, denen auch sehte Demut gar reiche Thränen entlockte, weil sie an 
einem Manne von solcher Bedeutung eine so große Umwandlung erblickten, 
wie au ihm, allen sichtbar, Gottes Gnade und Erbarmen seine unüber¬ 
treffliche Gesinnung heller als das Licht offenbarte. Dann erst ruft er 
schon ein Streiter Christi, seine Söhne herbei und übergießt ihrer Huld 
seine Kirche, deren Mitglied er eben geworden war, damit sie immer und 
überall sich angelegen sein ließen, der Kirche ihre Hilfe zu gewähren, in 
welcher, wie sie wüßten, ihre Mutter bereits ruhe, und auch er, ihr Vater, 
im Leben wie im Tode, und auch sie selbst dereinst ruhen würden. Das 
ereignete sich am Tage des heiligen Andreas (d. i. der 30. November), und 
an demselben Tage übertrug er auch den Hain, der an der Ostseite des 
Berges lag, als seine letzte Schenkung dem heiligen Petrus. Er lebte aber 
noch nach seinem Eintritte in das Kloster 2 Monate und 5 Tage. 
Und das ist immer festzuhalten, daß es nicht ohne die besondere Vor¬ 
sehung Gottes geschehen ist, daß der Herr ihn im Anfange seiner Bekehrung, 
als er glühenden Eifer an den Tag legte, von den Versuchungen dieser 
Welt abzurufen für würdig hielt. Es war nämlich zu befürchten, bei der 
menschlichen Unbeständigkeit, daß, wenn er seine Söhne vor sich in ihrer
	        
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