Full text: Bilder aus der sächsischen Geschichte

Der deutsche Krieg (1866). 
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durfte ihm bald helfen und wurde von ihm sein »Altgeselle« genannt. 
Er malte für einen Leipziger Kaufmann Tischdecken in Öl auf schwarzer 
Wachsleinwand, die mit einer Landschaft verziert wurden und anderthalb 
bis zwei Ellen lang und entsprechend hoch waren, Stück für Stück acht 
bis zehn gute Groschen. 
Im Sommer gingen wir wohl mit der Mutter oft in den Wald, 
um Reisig zu sammeln. Wir gingen auch Ähren lesen, die dann ge¬ 
droschen wurden und den Eltern mehrere Metzen Korn einbrachten. Der 
Gaumen wurde nicht verwöhnt, Kartoffeln und Wassersuppen in dieser 
und jener Form war der durchschnittliche Mittags- und Abendtisch und 
Sonntags ein bis anderthalb Pfund Fleisch und Gemüse für die gauze 
Familie. 
Acht Tage nach meiner Konfirmation trat ich bei einem Kaufmann 
in Pulsnitz in die Lehre. Ich litt vom ersten Tage an an Heimweh. 
Jeden Abend nnd Morgen fiel mir der Gedanke beängstigend auf die 
Seele, daß ich sechs Jahre so aushalten muffe. Ich war acht Wochen 
da, als ich mich eines Tages unwohl fühlte. Als ich genesen war, bat 
ich meinen Vater dringend, mich nicht wieder dahin zu lassen, ich wollte 
alles lernen, ja jedes Handwerk, welches er wünsche, nur Kaufmann 
möchte ich nicht werden." 
1820 bezog alsdann Rietfchel, sechzehn Jahre alt, die Akademie zu 
Dresden. 
69. Der deutsche Krieg (1866). 
ZT ach Beendigung des Krieges von 1866 richtete König Johann 
von Teplitz aus am 26. Oktober 1866 folgende Worte an feine Unterthanen: 
„An meine Sachsen! 
Nach langer schmerzlicher Trennung, nach einer verhängnisvollen 
Zeit kehre Ich in Eure Mitte zurück. 
Ich weiß, was Ihr erlitten und ertragen habt, und habe es mit 
Euch im tiefsten Herzen gefühlt. Ich weiß aber auch, mit welcher festen 
Treue Ihr unter allen Prüfungen zu Eurem angestammten Fürsten ge¬ 
standen seid. Dieser Gedanke war, nächst dem Vertrauen zu Gott, Mein 
bester Trost in den Stunden der Trübsal, die der nnersorschliche Rat 
der Vorsehung über Mich und Euch geschickt hat. Er giebt Mir neuen 
Mut, Mein schweres Tagewerk wieder zu beginnen. Mit der alten Liebe, 
welche durch die vielen Beweise der Anhänglichkeit, die Ich erhalten, 
wenn dies deutbar wäre, noch inniger geworden ist, werde Ich die Tage, 
die Mir Gott noch schenkt, der Heilung der Wunden des Landes, der 
Förderung feines Wohlstandes, der Handhabung von Recht und Gerech¬ 
tigkeit und der besonnenen Fortentwickelung Unsrer politischen Jnstitu-
	        
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