Full text: Bilder aus der sächsischen Geschichte

Luther über Johann den Beständigen. 
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von Wort zu Wort selbst gelesen und befohlen, man sollte ihn hinlegen, 
denn er wollte ihn mit Gottes Hülfe noch einmal lesen. 
Nachmittags desselben Tags, Freitag nach Miserikordias desselben 
Jahres, den fünften Mai am St. Gotthards-Tage, holte mich Volkmar 
von Konritz, derzeit feiner Kammerknaben einer, eilends in Hosen und 
Wams zu seiner Kurfürstlichen Gnaden. Da lasen sie ihm den Trost 
ans Gottes Wort noch einmal, unb ich las ihn vollends aus. 
Darnach machten seine Kurfürstlich Gnaden ihr Testament und letzten 
Willen vor Hans Veihel, dem Sekretär, der ihn aufschrieb aus seiner 
Kurfürstlichen Gnaden Munde, und vor mir, Spatatin, und gedachte 
neben anderem etlichen seine Kurfürstlichen Gnaden gar gnädig besonders 
auch meiner, und zwar so, baß ichs Gott unb seiner Kurfürstlichen Gnaden 
nimmermehr danken kann. Darnach sagte er: »Ich kann nimmer.« Über 
eine Weite hob ich, Spatatin, zu ihm an: »Mein gnädigster Herr, haben 
Euer Kurfürstlichen Gnaden auch Beschwerden?« Da sagten seine Kurfürst¬ 
lichen Gnaden: »Nichts, denn die Schmerzen.« 
Das waren seiner Kurfürstlichen Gnaden letzte Worte. Da sagte ich: 
»Gnädigster Herr, es heißt via Sanctoram, wie bei den Hebräern steht,« 
und was Gott mehr gäbe. Endlich zwischen vier und fünf Uhr, während 
des Abendmahls am Hofe verschieden ihre Kurfürstlichen Gnaden in aller 
Stille, ganz sanft, nne in einem Schtafe, daß auch Doktor Aurbach, der 
gleich dazu kam, sagte: »Fuit filius pacis, ideo pacifice obiit,« das ist: 
»Er ist gewesen ein Kind des Friedens, darum ist er auch friedlich ver¬ 
schieden. Gott in Ewigkeit sei seiner und allen gläubigen Seelen ewig 
gnädig und barmherzig. Amen.« Es ist ein feiner, sanfter, stiller, züch¬ 
tiger, christlicher Ab schieb von biesem Jammerthate in aller Gebnlb unb 
ohne Zweifel in einem rechten Glauben an Christum gewesen, bieweil er 
an Gottes Gnabenwort so herzlich bis an fein Enbe unb so fest ge¬ 
hangen hat. 
Wie hochgebachter Kurfürst mein gnäbigster Herr verschieben ist, ließ 
man ben Leib aufschneiben. Da fanb man nur einen schönen Leib unb 
barin viel Stein. Also ließ man den Körper einbalsamieren, in einen 
tierpichten Sarg einschlagen, und bis dieses Abscheiden seiner Kurfürstlichen 
Gnaden Bruder, Herzog Johann, Kurfürsten zu Sachsen, der alle Tage 
in Rüstung wider die aufrührerischen Bauern saß, unterthänig angezeigt 
war, stehen vom Freitage bis auf den Mittwoch nach Jubilate (d. i. der 
10. Mai). Da führte man ihn gen Wittenberg, da er auch zur Erden 
bestattet ward." 
22. Luther über Johann den Beständigen. 
^palatin berichtet in der Lebensbeschreibung des Kurfürsten 
Johanns des Beständigen, daß Doktor Martin Luther diese deutschen 
Verse dem Bilde des letztgenannten gewidmet habe:
	        
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