Von der Kurfürstin Anna (f 1585). 58
Lebensjahre am 6. Januar 1566 starb, klagte sie ihrer Mutter ihr Leid
mit den Worten:
„Wenn ich mir auch aus Gottes Wort und Gnaden unzweifelhaft
bewußt bin, daß mein herzliebes Töchterlein nunmehr am besten versorgt
und gegen den Verlust dieses zeitlichen elenden Lebens die ewige unver¬
gängliche Freude und Herrlichkeit erlangt hat, wie ich denn von dem
lieben Kinde noch zuletzt solche tröstliche christliche Reden gehört habe,
deren ich mich nach dem Maßstabe seines Alters und Verstandes ver¬
nünftiger Weise nicht vermuten hätte können, so haben doch Euer Liebden
mütterlich zu bedenken, wie schmerzlich, und mit was für heftiger Be¬
wegung diese unvorhergesehenen unzeitigen Fälle, die ich so plötzlich und
in so kurzer Zeit an meinen lieben Kinderlein erdulden muß,1 meinem
herzlieben Herrn und Gemahl und mir zu Gemüte gehen. Weil ich aber
finde, daß hierwider kein menschlicher Rat noch Hülfe zu gebrauchen ist,
so fliehe ich allein zu der unermeßlichen Barmherzigkeit des getreuen
lieben Gottes und bitte mit demütigem Herzen, er wolle sich doch einmal
mit seiner Gnade wieder zu mir wenden, die Wehen meines Herzens ab¬
wischen und meinen herzliebsten Herrn und mich durch sein Wort und
heiligen Geist trösten."
Als Hausfrau und Wirtin bot Anita das Bild einer reichen Guts¬
besitzerin, die alles selbst beobachtete, von der alles geregelt und geordnet
wurde, die für jeden Diener ein warmes Herz hatte. Wir haben ein
Schreiben von ihr, das sie an den Schösser zu Torgau richtete (26. Sep¬
tember 1575), in welchem es heißt:
„Wir werden berichtet, daß die Hofmeisterin zu Torgau das kranke
Gesinde daselbst sehr übel speisen und halten soll, und obgleich Wir ihr
besohlen haben, das kranke Gesinde von der Jungsrauen (d. i. der Hos-
srüulein) Tische aus einem Topfe zu speisen, daß sie doch demselben keine
Folge thue. Weil Uns hieran kein Gefallen geschieht, und Wir Uns
besorgen müssen, daß es künftig während Unsrer Abwesenheit gleicher¬
gestalt und noch ärger zugehen möge, also befehlen Wir hiermit, Du
wollest die Küche bei Hofe von Unsren angeordneten Vorräten selbst be¬
stellen und darüber aufmerksam sein, daß das kranke Gesinde besser, denn
bisher geschehen ist, gewartet und gespeist werde, doch wollest unter dem
Thor und sonst fleißig iClmcht haben, daß, wie bisher geschehen ist, nichts
weggetragen werde."
Gleich ihrem Gemahl förderte die Kurfürstin auch die Obstbanm-
zncht; den Hausmarschall wies sie (9. Juli 1579) au, er solle die Kirschen
im Zwinger zu Dresden mit Fleiß verwahren, „damit Wir sie jedesmal
frisch und gut für Unsern herzlieben Herrn und Gemahl haben und be¬
kommen mögen".
1 Am 8. Oktober 1565 war ihr Sohn Alexander, am 2. Juli 1565 ihre
Tochter Amalia gestorben.