120 II Die Zeit neuer Staatenbildungen. 
gehen, rief den freisinnigen General von Boyen in den 
Staatsrath, den wackern Arndt in seine Professur zurück, 
und sammelte die besten Männer Deutschlands, die Brüder 
Grimm, einen Schelling, Tieck, Cornelius, Kaulbach, 
Mendelssohn n. A. in sein Berlin. Mehr als je sollte 
Preußen sich mit den Blüthen Deutschlands schmücken, die 
deutsche Einheit sollte fester begründet, dem deutschen 
Bunde ein neues Leben eingehaucht werden. Und wahre 
Frömmigkeit nach Vermögen zu fördern und zu verbrei¬ 
ten, war ein Hauptanliegen des Mannes, der öffentlich 
ankündigte: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn 
dienen. 
Es herrschte ein hoher Jubel bei ben Krönungsfesten 
in Königsberg unb Berlin. Aber beibemal würbe ber 
König an bie Verheißung seines Vaters, eine allgemeine 
Landesvertretung einzuführen, erinnert, unb er antwor¬ 
tete beuttich genug, baß er nicht gesonnen fei, Reichs- 
stänbe zu berufen, was eine sichtliche Mißstimmung er¬ 
regte. Jubessen würben bie Proviuzialstänbe in thätigere 
Wirksamkeit gesetzt, unb ihre Ausschüsse bürsten 1842 in 
Berlin zusammentreten, um über gemeinsame Staats¬ 
angelegenheiten zu berathen, was eine Art Abschlags¬ 
zahlung für ben gewünschten Reichstag sein mochte, ob¬ 
schon es bie Gemüther nicht befriebigte. — Schon 1843 
klagten auch bie Proviuzialstänbe, baß ber Minister Eich¬ 
horn (b. h. ber König) bie kirchliche Richtung zu sehr be¬ 
günstige. Die Mehrzahl ber politischen Stimmführer aber 
war ben kirchlichen Lehren entfrembet; wanbten sie sich 
auch nicht bem „jungen Deutschland" zu, bas eine fran¬ 
zösische Ungebnnbenheit prebigte, so boch ben Philosophen, 
bie wie Dav. Strauß bas Evangelium für Mythen er¬ 
klärten, wie Bauer nur Lügeu brin fanben, wie Feuer¬ 
bach jebe Art von Gott leugneten, unb ben „Licht- 
freun ben," welche ba und dort in den Städten freie 
Gemeinden gründeten und ihr Vernunftchriftenthum an¬ 
priesen. Daß der König mit England ein protestantisches 
Bisthum in Jerusalem gründete 1841, baß er für den
	        
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