§ 4. In der Paulskirche. 1Z1 
Friedrich Wilhelm zum erblichen Kaiser der Deutschen, 
freilich mit bloß suspensivem Veto. Der König empfieng 
3. Apr. die Deputation im Berliner Schlosse, dankte für 
das bewiesene Zutrauen, erklärte aber, „eine Kaiserkrone 
gewinnt man nur auf dem Schlachtfeld und ein deutsches 
Reich unter Preußens Führuug kann nur durch freies 
Uebereinkommen der deutschen Fürsten werden." Er wollte 
nicht nur einem Krieg mit Oestreich und vielleicht Rnß- 
land ausweichen, sondern sah den angebotenen Reis als 
ein Halsband an, das ihn der Revolution leibeigen mache. 
Das Frankfurter Parlament empfand diese Ablehnung, 
womit er doch wohl das Richtige traf, als einen Todes¬ 
schlag. Die östreichischen Abgeordneten waren schon abbe¬ 
rufen , die preußischen zogen enttäuscht ab; die übrigen, 
wenigstens die Besonneneren rüsteten sich auch zur Heim¬ 
reise; die stürmischen Geister aber beschlossen 4. Mai, die 
Reichsversassung dennoch zur Geltung zu bringen, in 
wie engem Bereich das irgend möglich sei. Die Fürsten 
schienen ihnen Rebellen gegen die einmal festgesetzte Volks¬ 
souveränität; man wollte versuchen, sie zu unterwerfen. 
In Sachsen weigerte sich der König, die Reichsver¬ 
fassung einzuführen, und machte den Herrn v. Beust zu 
seinem Minister, daher 3. Mai der Aufruhr in Dresden 
losbrach. Friedrich August floh, und preußische Truppen 
mußten ihm 9. Mat die Hauptstadt wieder erobern. Die¬ 
selben hatten auch in Breslau und mehreren rheinischen 
Städten Aufstände zu dämpfen. Schon hat auch die Pfalz 
dem Baiernkönig auf einer Volksversammlung in Kaisers¬ 
lautern 1. Mai den Gehorsam gekündet; und das Militär 
gieng zu den Schreiern über. Das zündete sofort im 
durchwühlten Baden, obwohl hier der Großherzog die 
Reichsversassung angenommen hatte; die Truppen in der 
Bundesfestung Rastatt meuterten 9. Mai, verbrüderten 
sich mit der Bürgerwehr und nöthigten endlich im Rausch 
der gemüthlichen Anarchie ihre Offiziere zur Flucht. Eine 
Volksversammlung in Offenburg 13. Mai war schon daran 
die Republik auszurufen, als Brentano es noch verhin-
	        
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