§ 11. Ostasien geöffnet. 171
3000 Katholiken in die Verbannung wandern mußten.
Protestantische Missionare lehrten frei an den kaiserlichen
Hochschulen, wer aber ihre Predigt annahm oder nur
eifrig in der Bibel las, wurde verhaftet oder verschwand.
Mit der Zeit aber trat Duldung ein, doch ohne daß die
alten strengen Gesetze gegen das Christenthum abgeschafft
wurden. Vieles geschieht für den Unterricht des Volks
und über Einführung einer neuen Religion wird ernstlich
nachgedacht, wie schon die Aenderung des Kalenders und
die Einführung der Sonntagsruhe (1876) bezeugt.
Erwähnt sei hier, daß fortgesetzte Christenverfolgungen
in dem östlichsten der hiuterindischen Reiche, in Annam,
Napoleon 1858 veranlaßten, im Bunde mit den Spaniern
dessen Kaiser Tndnk zu bekriegen. Im Febr. 59 wurde
dort das Niederland des Mekiang-Flusses mit der Haupt¬
stadt Saigon erobert, und Juni 62 im Friedensschluß
die Abtretung von drei Provinzen an die Franzosen er¬
zwungen. Kambodscha bequemte sich, ein französischer
Schutzstaat zu werden. Eine Empörung hatte zur Folge,
daß 1867 noch drei weitere Provinzen mit dem franzö¬
sischen Cochinchina vereinigt wurden, während im ganzen
Reiche das römische Christenthum, das 450,000 Bekenner
zählt, nunmehr vollständige Duldung genießt.
Auf den herrlichen Inseln im Südosten Asiens hat
sich die Herrschaft der Niederländer beständig erweitert,
so daß sie derzeit über 21 Millionen brauner Unterthanen
gebieten. Es sind das theils hindnisirte Völker, theils
noch blose Dämonenanbeter, ja Kannibalen (wie die Ba-
taks auf Sumatra), weiter viele Muhammedaner, beson¬
ders auf der Hauptinsel Java, und endlich zum Handels¬
betrieb eingewanderte Chinesen. Die allgemeine Verkehrs¬
sprache ist die malayische. Die Regierung ist seit 1819
einer privilegirten Gesellschaft anvertraut, an welcher sich
der König der Niederlande mit einem Fünftel des Kapi-
tals betheiligt hat; und sein Geueralgouverueur in Ba¬
tavia leitet die Geschäfte in solcher Weise, daß diese
Kolonien dem sonst so geschwächten Mutterlande zu einer