10 l. Die Zeit der Konstitutionen. 
dieser Union in Hessen, Pfalz, Baden rc. Nachahmung 
gesunden, und damit war auch für die Einigung der 
Volksgenossen da und dort ein neuer Anstoß gegeben. 
Am widerlichsten war den beiden Großmächten die 
unverhüllte Opposition W ilhelms I. von Württemberg. 
Er hätte gewünscht, daß alle Kleinstaaten sich enger ver¬ 
bänden, um der Bevormundung der Ostmächte zu ent¬ 
gehen. Das machte ihn so anrüchig, daß er in Wien und 
Berlin fast für einen gekrönten Jakobiner galt; Metter¬ 
nich bezeichnete ihn 1822 als „einen in der That und 
Absicht entschiedenen Feind des Bundes." Man verlangte, 
daß er seinen freisinnigen und freizüngigen Bundestags¬ 
gesandten, den Hr. v. Waugenheim abberufe, und als 
dieß nicht geschah, verließen die Vertreter aller drei Ost¬ 
mächte den Stuttgarter Hos. Da gab der König 1824 
nach; fortan war der Bundestag zn einem bloßen Fürsten¬ 
rath herabgeschrumpft. — Jetzt erst kam man in Mainz 
einer Verschwörung auf die Spur. Eben wegen der Ver¬ 
folgung war unter Anregungen von Schweizern, Franzo¬ 
sen und Italienern ein „Bund der Jungen" entstanden, 
der auf eine preußische Verfassung, aus eine deutsche Re¬ 
publik, auf ein Kaiserthum unter Wilhelm I. und dergl. 
Zwecke lossteuerte, nud zwischen Volksaufständen, franzö¬ 
sischer Beihilfe, Meuchelmord u. a. Mitteln unsicher herum¬ 
tastete. Die darin verwickelten überspannten Jünglinge 
wurden in Preußen zu 13—Ibjähriger Festungshaft ver- 
nrtheilt; in Württemberg kamen sie doch mit 1 — 5 Jahren 
durch. In Anhalt wurde einem solchen „Hochverräter" 
dreimonatlicher Arrest zuerkannt: man müsse doch auch 
den Rausch des jungen Bluts und deu von den Regie¬ 
rungen ursprünglich begünstigten Freiheitsgeist der Hoch¬ 
schulen mit in Rechnung nehmen! Die beiden Großmächte 
konnten das rein nicht verstehen; wie leicht hätten sie da¬ 
mals mit etwas Milde sich die Volksgunst erwerben 
können! Vorerst war Deutschland gründlich ernüchtert: 
hier etwas Neues und Ganzes zu schaffen, schien ein erst 
in unendlicher Ferne erreichbares Ideal, das eben darum 
die Herzen der besten Jünglinge füllte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.