214 II Die Zeit neuer Staatenbildungen. 
des an und bat um Indemnität (d. H. Verzeihung) für 
die seitherige budgetlose Verwaltung, damit der Conflict 
der letzten Jahre, der „ans einer unabweisbaren Noth¬ 
wendigkeit" hervorgegangen sei, zum sichern Abschluß ge¬ 
bracht werde. Nachdem das reorgauisirte Heer in so 
glänzender Weise seine Tüchtigkeit erprobt hatte, war 
nun auch die dem „unfähigen Minister" früher abgeneigte 
Mehrheit bereit, ihm seine Geringschätzung ihrer Stimmen 
zn vergeben. — Am 17. Ang. kündigte er ihnen an, wie 
Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt 
mit der preußischen Monarchie auf immer vereinigt seien; 
und dazn kam noch (Dec.) Schleswig-Holstein, so 
daß Preußen als der Kern des neuen Buudes an 24 
Millionen Deutsche umfaßte auf einem nun wohl arrou- 
dirten Gebiet. Nach eingehenden Berathuugeu mit Sachsen 
nnd den übrigen Kleinstaaten wurde 24. Febr. 67 der 
erste Reichstag eröffnet, der schon 17. April die Ver¬ 
fassung des neuen Bundesstaats vollendete. Doch war 
heftig gestritten worden, namentlich über die Diätenlosigkeit 
der Abgeordneten und die Heeresstärke, 2 Punkte, an 
welchen Bismarck unerschütterlich festhielt. Ein Bundes¬ 
rath vertritt die 21 Regierungen, ein Reichstag das 
Volk; die gesammte Land- und Seemacht befehligt der 
König von Preußen, welcher den Bund im Rathe der 
Völker vertritt. Damit war die Union des I. 1850 in 
verbesserter Auflage verwirklicht und die Aussicht, durch 
Einheit zur Freiheit zu gelangen, belebte mit neuer Hoff¬ 
nung auch die bisher minder günstig gestellten Buudes- 
glieder (wie Mecklenburg rc.). Dagegen war es ein Glück, 
daß der Bundesstaat sich all der Eingriffe in's Leben der 
einzelnen Volkstheile enthielt, welche die Reichsverfassung 
von 1849 gewagt hatte, indem sie ans allen Staaten 
mittelst ausgedehnter Freiheiten eine abstrakte Einheit 
zimmern wollte. Deutschland saß jetzt im Sattel nnd 
mußte zeigen, ob es reiten könne. 
Neben dem norddeutschen Bunde bestand der Zollverein 
fort, der wenigstens eine Brücke über den Main zu baueu
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.