260 II- Die Zeit neuer Staatenbildungen.
seitwärts wich und es 1. 2. Dez. bei Loigriy mit den
Baiern unter dem Großherzog versuchte. Umsonst. Dnrch
einen Doppelsieg bei Artenay vollzogen die beiden deutschen
Armeen ihre Verbindung nnd am 4. war der Bahnhof
von Orleans wieder erstürmt. Nun mußte Aurelle ab¬
treten; Gambetta theilte dessen Armee in zwei Hälften
und vertrante die eine dem tüchtigen Chanzy, die andere
dem aus Metz entschlüpften Bonrbaki an.
In diesen Tagen hatte aber anch der einzige von
festem Willen geleitete Altsfaß der Pariser stattgefunden,
und zwar nach Südosten, da wo Sachsen uud Würtem-
berger sich die Hand boten. Ducrot hatte hier die
schwächste Stelle der Umschließung wahrgenommen, indem
bei Champigny eine lange Strecke aller Schanzen ent¬
behrte. Er verkündigte: „der Eisengürtel muß durch¬
brochen werden; wir versuchen es mit 400 Kanonen nnd
150,000 Mann; jedenfalls werde ich nur als Sieger
oder todt nach Paris zurückkommen." Sechs Stunden
lang hielten da die Würtemberger den wilden Anprall
ans, dann mußten sie Champigny vor der Uebermacht
räumen 30. Nov., wie die Sachsen ihr Brie; aber an
ein Durchbrechen des Gürtels war doch nicht zu denken,
und am 2. Dez. griffen die Deutschen den Feind wieder
an und warfen ihn von fast allem gewonnenen Boden
zurück. Auch Ducrot kehrte nach Paris zurück. Was
hier 105,000 Truppen umsonst versucht hatten, konnte
anderswo noch weniger gelingen. Die sonstigen Ausfälle
verriethen alle ein unsicheres Herumtasten oder ein wider¬
williges Nachgeben gegen die Schreier, welche durchaus
Handlungen sehen wollten. Seit dem Nov. erscholl frei¬
lich in Paris gar oft der Ruf: zu Pferde! er bedeutete
aber nur, sich an's Pferdefleisch zu setzen, weil es (für
die Menge) nichts anderes mehr zu essen gab.
Die täglichen Kämpfe mit den Loirearmeen, die
eine ungewöhnliche Winterkälte erschwerte, lassen sich
kaum aufzählen. Chanzy wehrte sich 7—11, Dez. hart¬
näckig um Beangency, das er doch den Baiern und