66 I. Die Zeit der Konstitutionen. 
wie Luxemburg, Philippeville rc. sich von Belgien hätte ab¬ 
treten lassen, ehe es dem englischen Prinzen seine Stimme gab, 
begnügte sich endlich mit dem Einfluß, der ihm durch Leo¬ 
polds Trauung mit einer orleanischen Tochter (1832) zusiel. 
Eben war der neue König auf einer Rnndreise be¬ 
griffen, als (Aug. 31) 70,000 Holländer in Belgien ein¬ 
rückten, bei Haffelt, Tirlemont und Löwen leichte Siege 
errangen und Brüssel bedrohten. Auf Leopolds Hilferuf 
aber rückte eiligst ein französisches Heer ein. vor welchem 
die Holländer, zugleich durch eine englische Flotte bedroht, 
sich zurückzogen. Das westliche, wallonische Luxemburg 
wurde mit Belgien vereint, die deutsche Hälfte des Groß- 
herzogthums aber sammt Limbnrg verblieb bei Holland. 
Die Citadelle von Antwerpen wurde sodann (Nov. 32) 
von Franzosen belagert, von Chasse tapfer vertheidigt 
und endlich übergeben. Noch immer wehrte sich Wil¬ 
helm I. gegen die Freigebnng der Schelde-Schifffahrt und 
andere Bestimmungen der Londoner Konferenz, bis er 
endlich 19. April 39 nachgab, um bald darauf (Okt. 40) 
zu Gunsten seines Sohnes abzudanken. 
In Belgien aber löste sich der unnatürliche Bund 
zwischen Ultramontanen und Liberalen, sobald sein Ziel 
erreicht war, und der weise König (1831—65) hatte alle 
Kräfte anzustrengen, den heftigen Parteikampf um die 
Kammermehrheit und die Ministersitze einigermaßen zu 
dämpfen. Er selbst blieb Protestant, begründete aber in 
seinem Sohne Leopold II. eine katholische Dynastie, 
unter der die Priesterherrschaft sicher weiterschreitet, indem 
der Papst die Bischöfe einsetzt und der Staat sie bezahlt 
und schalten läßt. Auch in Holland haben die Katholiken 
mit den Ungläubigen vereint einen Sieg errungen, indem 
1858 der Religionsunterricht aus der Schule verwiesen 
wurde. Anderseits regt sich in Belgien s. 1840 eine 
vlämische Bewegung, welche gegen das herrschende Fran- 
zoseuthum für die Rechte der langunterdrückten nieder¬ 
deutschen Mehrheit mit steigendem Erfolge ankämpft, und 
Holländer und Vlamen einander näher bringt.
	        
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