§ 13 Der Bürgerkrieg in Spanien. 81
Belgien sich in ähnlicher Lage befand, erhob sich hier in
Westeuropa ein System des juste milieu, wie Louis
Philipp es nannte, d. H. der richtigen Mitte zwischen Le¬
gitimität und Volkssouveränität, gegenüber dem strengen
Erhaltungsprinzip der drei Ostmächte.
Karlos entfloh Juli 34 aus England, wo man ihn
seit seiner Flucht von Miguels Seite polizeilich bewacht
hatte, verkleidet nach Navarra und erschien plötzlich in¬
mitten seiner treuen Anhänger. Legitimisten aus gauz
Europa schloßen sich ihm an und freuten sich der Hin¬
gebung, womit das kleine Häuflein focht, sowie der rast¬
losen Thätigkeit und des seltenen Geschicks, die dessen
Führer entwickelte. Nur fiel dieser Zumalacarregui
schon Juni 35 bei der Belagerung von Bilbao, und der
Verlust zeigte sich als ein unersetzlicher. Zwar führte nach
ihm der gewandte Cabrera seine Guerillas mehrmals
durch die feindlichen Linien, und zog plündernd und brand¬
schatzend in ferne Weiten; weil aber seine 72jährige Mutter
von den Christinos erschossen worden war, ließ nun auch
er nicht blos die Gefangenen, sondern auch alte Weiber
und unmündige Knaben niedermachen. Einmal starben
1500 Mann der englischen Hilfslegion, vergiftet durch
eiueu karlistischen Bäcker in Vittoria; Gefangene wurden
verbrannt oder zu Tode gemartert. So wurde dieser
Bürgerkrieg mit immer fürchterlicherer Grausamkeit ge¬
führt, was doch die schwächere Seite auf die Länge am
tiefsten erschöpfte. Dazn kam noch, daß der unfähige
Karlos sich von Fanatikern und Jntriguanten leiten ließ
und mehrmals gute Generale durch Schwachköpfe ersetzte.
Seine Sache wollte nicht voran; englische und französische
Hilsslegionen blieben der feste Kern des Widerstandes.
Die Karlisten sahen, daß sie eine bedeutendere Stadt
in ihre Gewalt bringen müßten, und belagerten noch ein¬
mal Bilbao. Da brachte ihnen aber der neue General
der Königin Espartero bei Luchana 24. Dez. 36 eine
solche Niederlage bei, daß sie sich wieder in die Gebirge
ziehen mußten, und von da an wußten die Christinos,