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leisten. Es brach eine furchtbare Zeit herein. Die Menschen
flohen in die Wälder; denn dieser Feind schonte kein Menschen¬
leben. Er ließ eine Wüste hinter sich zurück. Attila drang über
den Rhein in das heutige Frankreich ein und wandte sich nach
den weiten Ebenen an der Marne. Vor einer solchen Gefahr
vergaßen Römer und Deutsche ihren alten Hader. Der römische
Feldherr Atztius verband sich mit den Westgoten unter ihrem
tapfern Könige Theodorich und andern deutschen Stämmen. Bei
ChLlons an der Marne kam es zu einer großen Schlacht. Die 451
Feldherren ermahnten ihre Heere, tapfer zu streiten, dann
griffen Attilas Krieger an. Diese drangen so kräftig vor, daß
sie die Schlachtlinie der Deutschen durchbrachen. König Theodorich
wurde von einer Lanze durchbohrt. Ein Germane, der auf
Attilas Seite kämpfte, versetzte ihm den Todesstoß. Die Schlacht
schien verloren. Da aber sammelte Thorismund, der Sohn des
gefallenen Königs, die Goten und führte sie wieder gegen den
Feind. So kämpften die Heere bis an den Abend; da zog sich
Attila auf seine Wagenburg zurück. Sie wollte er verteidigen
bis auf den letzten Mann. Er hatte aus Sätteln einen Scheiter¬
haufen errichtet; mit dem wollte er sich verbrennen lassen, ehe er
in die Hände der Feinde fiele. Die ganze Nacht blieben die
Deutschen unter Waffen, um nicht von den Hunnen überrumpelt
zu werden. Aber auch am andern Morgen wurde der Kampf
nicht fortgesetzt. Mit solcher Wut war bei Chalons gekämpft
-worden, daß das Volk sagte, die Geister der Erschlagenen haben
den Kampf in der Luft fortgesetzt. (Die Hunnenschlacht; Gemälde
im Treppenhaus des Museums zu Berlin. Von Kaulbach.)
Attilas Zug nach Italien. Sein Tod. Attila unternahm nun .
einen Zug nach Italien. Unterwegs zerstörte er die Stadt
Aquileja. Die Bewohner suchten Schutz auf den Lagunen des
Adriatischen Meeres und sollen dort den Grund zu dem heutigen
Venedig gelegt haben. In Italien richtete Attila aber nur wenig aus.
Er kehrte daher nach Ungarn zurück und starb daselbst im Jahre 453.
Die Hunnen aber, die nun keinen ebenso tüchtigen Führer hatten,
verliefen sich nach Osten hin, und Deutschland wurde von ihnen
nicht mehr heimgesucht.
Rückblick aus die Völkerwanderung. Große Veränderungen
waren in Europa durch die Völkerwanderung vorgegangen.
Deutsche Völker hatten sich in Gallien und aus der Pyrenäen-