Full text: Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden (Teil 1 = 5. und 4. Kl.)

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Gustav Adolf vor Berlin. Die evangelische Stadt Magdeburg 
hatte sich dem Edikte Kaiser Ferdinands standhaft widersetzt, 
weigerte sich, einen katholischen Erzbischof aufzunehmen und wurde 
dafür von Tilly eingeschlossen und hart belagert. Sie rief nun 
Gustav Adolfs Hilfe an. Dieser sagte sie zu und schickte vorläufig 
den Obersten Falkenberg. um den Befehl über ihre Streitmacht 
zu übernehmen. Nun verlangte der König von dem Kurfürsten 
von Brandenburg nicht allein ungehinderten Durchzug durch das 
Land, sondern auch, daß ihm zwei Festungen eingeräumt würden, 
damit ihm der Rückzug gesichert bliebe. Aber erst, als er die Kanonen 
auf Berlin richtete, erschien der Schwager in seinem Lager (zwischen 
Berlin und Köpenick), gestattete den Durchzug und räumte ihm die 
Festung Spandau ein. 
Zerstörung Magdeburgs. Gustav Adolf kam aber für 
die Rettung Magdeburgs zu spät. Die Magdeburger waren 
durch Tilly und Pappenheim härter und härter bedrängt worden, 
schon waren die Vorstädte in Flammen aufgegangen; aber in der 
Hoffnung auf die Hilfe des Königs wiesen sie Tillys Aufforderung, 
sich zu ergeben, zurück. Falkenbergs feuriger Mut spornte sie 
zum äußersten Widerstände an. Der König mußte ja, so meinte 
man, jede Stunde eintreffen. Da beschloß Tilly auf Pappenheims 
Drängen den Sturm. Die Bürger sahen die Vorbereitungen 
dazu, bemerkten dann aber, daß diese sich verzögerten. Es schien 
ihnen, als seien sie eingestellt. Sie schrieben das der Nähe des 
Königs zu, wurden lässig in der Bewachung der Wälle, sie 
begaben sich sogar zur Ruhe. Das war ihr Unglück, denn Tilly 
ließ nun wirklich stürmen. Pappenheim brach in die Stadt ein. 
Falkenberg warf sich mit Gewalt den Eindringenden entgegen; 
ein furchtbarer Kampf entspann sich. Pappenheim schien ver¬ 
loren, aber er erhielt noch rechtzeitig Verstärkungen. Falkenberg 
fiel nach heldenmütigem Kampfe. Nachdem die Eingedrungenen 
ein Tor geöffnet hatten, fluteten die Horden der Sieger in die Stadt. 
Jetzt erfolgte das schauerlichste Blutbad; Soldaten, Bürger mit 
ihren Frauen, Knaben und Mädchen wurden erbarmungslos 
von den Siegern hingeschlachtet. Verzweifelte Bürger waren 
entschlossen, lieber sich unter den Trümmern ihrer Stadt zu 
begraben, als ein solches Los zu erleiden. Art mehr als zwölf 
Orten zugleich wurde die Stadt in Brand gesteckt, bis auf den 
Dom und wenige Häuser sank sie in Asche zusammen. Nicht
	        
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