64
Gustav Adolf vor Berlin. Die evangelische Stadt Magdeburg
hatte sich dem Edikte Kaiser Ferdinands standhaft widersetzt,
weigerte sich, einen katholischen Erzbischof aufzunehmen und wurde
dafür von Tilly eingeschlossen und hart belagert. Sie rief nun
Gustav Adolfs Hilfe an. Dieser sagte sie zu und schickte vorläufig
den Obersten Falkenberg. um den Befehl über ihre Streitmacht
zu übernehmen. Nun verlangte der König von dem Kurfürsten
von Brandenburg nicht allein ungehinderten Durchzug durch das
Land, sondern auch, daß ihm zwei Festungen eingeräumt würden,
damit ihm der Rückzug gesichert bliebe. Aber erst, als er die Kanonen
auf Berlin richtete, erschien der Schwager in seinem Lager (zwischen
Berlin und Köpenick), gestattete den Durchzug und räumte ihm die
Festung Spandau ein.
Zerstörung Magdeburgs. Gustav Adolf kam aber für
die Rettung Magdeburgs zu spät. Die Magdeburger waren
durch Tilly und Pappenheim härter und härter bedrängt worden,
schon waren die Vorstädte in Flammen aufgegangen; aber in der
Hoffnung auf die Hilfe des Königs wiesen sie Tillys Aufforderung,
sich zu ergeben, zurück. Falkenbergs feuriger Mut spornte sie
zum äußersten Widerstände an. Der König mußte ja, so meinte
man, jede Stunde eintreffen. Da beschloß Tilly auf Pappenheims
Drängen den Sturm. Die Bürger sahen die Vorbereitungen
dazu, bemerkten dann aber, daß diese sich verzögerten. Es schien
ihnen, als seien sie eingestellt. Sie schrieben das der Nähe des
Königs zu, wurden lässig in der Bewachung der Wälle, sie
begaben sich sogar zur Ruhe. Das war ihr Unglück, denn Tilly
ließ nun wirklich stürmen. Pappenheim brach in die Stadt ein.
Falkenberg warf sich mit Gewalt den Eindringenden entgegen;
ein furchtbarer Kampf entspann sich. Pappenheim schien ver¬
loren, aber er erhielt noch rechtzeitig Verstärkungen. Falkenberg
fiel nach heldenmütigem Kampfe. Nachdem die Eingedrungenen
ein Tor geöffnet hatten, fluteten die Horden der Sieger in die Stadt.
Jetzt erfolgte das schauerlichste Blutbad; Soldaten, Bürger mit
ihren Frauen, Knaben und Mädchen wurden erbarmungslos
von den Siegern hingeschlachtet. Verzweifelte Bürger waren
entschlossen, lieber sich unter den Trümmern ihrer Stadt zu
begraben, als ein solches Los zu erleiden. Art mehr als zwölf
Orten zugleich wurde die Stadt in Brand gesteckt, bis auf den
Dom und wenige Häuser sank sie in Asche zusammen. Nicht