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Nie möge Zwietracht sprengen Dann blüh'n uns Glück und Segen,
Den Ring, der uns geeint, Vom Himmel uns gesandt,
Dann wird uns nicht bedrängen, Und neuem Glanz entgegen
Bezwingen uns kein Feind. Gehst du, o Vaterland!
Johann Trojan.
110. Beim Siegeseinzug in Berlin. 1871.
Steig empor,
Herrlichste der Sonnen,
Die über Deutschland geleuchtet;
O, der Tag, den du bringst,
Ganz und voll zu genießen,
Ist es genug nicht des Glücks für ein Leben?
Den sterbenden Greis
Laß das Auge nicht schließen,
Bevor er ihn erblickt;
Und in der Wiege dem Säugling
Öffne des Geistes Sehkraft,
Daß sein Gedanke ihn fasse
Und er einst noch den Enkeln künde:
Ich habe den großen Tag erlebt!
Horch! Trommelwirbel
Und Fall von hunderttausend Tritten!
Sie sind es, sie nahen,
Die durch den Donner der Schlachten
Aber stürzender Brüder Leichen dahin
Deutschlands Banner getragen!
Noch scheinen ihre Lanzen
Vom Wirbelsturm des Kampfs zu zittern.
Doch „Hoch!" erschallt es, „Hoch!"
Durch des Volkes wogende Reihen,
Und mit dem Grün des Friedens bekränzt,
Wallen durchs Tor die Siegesfahnen.
Gen Himmel flackert
Im Sonnenlichte der Glanz
Der wogenden Helme und Waffen,
Wie durch die geschmückten Straßen
Der Zug der Krieger sich wälzt —
Und Fanfarengeschmetter nun
Und Iubelrnf von Millionen!
Sie kommen, die glorreichen Führer,
Die Lieblinge des Ruhmes,
Die noch nach Jahrtausenden
In ungeborner Völker
Gesängen leben werden!