gefahrvoller bisher in diesem Kriege noch nicht zu bestehen gewesen war.
Daß es dem übermächtigen Feinde trotz der Ungunst der Verhältnisse,
unter denen die deutschen Reiter kämpfen mußten, nicht gelungen war,
das kleine Häuflein zu überwältigen, war einzig und allein der Hingabe
und dem Heldenmut der Truppen zu danken, und nicht mit Unrecht sagte
Hauptmann Puder: „Jeder Reiter, der in diesem Kampfe mitgefochten,
ist ein Held gewesen." „Noch heute," heißt es in dem Briefe *) eines
Teilnehmers, „tönen mir immerfort die Worte eines Offiziers in die
Ohren, die er sprach, als wir nach Beendigung des Gefechtes in der Nacht
mit unseren Verwundeten in der Mitte durch dichtesten Dornbusch zu¬
rückgingen. ,Wer‘, sagte er, ,noch nicht beten konnte, der wird's heut
wohl gelernt haben/ Und er hatte damit nur recht." „Das Verhalten
der Mannschaften im Gefecht", schrieb Hauptmann Brentano in seinem
Gefechtsbericht, „ist über jedes Lob erhaben. Befehle brauchten nicht
erteilt zu werden, jedermann handelte selbständig und entschlossen. Ich
hatte am nächsten Tage den Eindruck, daß jeder Reiter stolz darauf war,
bei diesem Gefecht dabei gewesen zu sein und das Bewußtsein in sich
zu tragen, in heißer Stunde seinen Mann gestanden zu haben."
Die Abteilung hatte einschließlich der Patrouille Gras Arnim an
Toten und Verwundeten drei Offiziere und 22 Mann verloren, wovon
auf die nur rund 150 Gewehre starke Infanterie zwei Offiziere und 21
Mann entfielen.
Die Gesamtverluste der deutschen Truppen in den Kämpfen des
11. August betrugen an Toten fünf Offiziere, 21 Mann, an Verwundeten
sieben Offiziere und 53 Mann. Aber diese Opfer waren nicht umsonst
gebracht. Die siegreichen Gefechte der Abteilungen Deimling, Estorff
und Mühlenfels sowie das mutige Ausharren der Reiter der Abteilung
Heyde in ihrer gefahrvollen Lage hatten zur Folge, daß die Widerstands¬
kraft der Hereros völlig zusammenbrach und in ihren Reihen eine Panik
einriß, wie sie vorher kaum für möglich gehalten worden war.
Nach dem Kampfe mit der Abteilung Heyde waren die an dem Ge¬
fecht beteiligt gewesenen Hereros so erschöpft, daß sie für die Nacht den
weiteren Rückzug einstellten und unweit des Gefechtsfeldes lagerten.
In der Frühe des 12. zogen diese feindlichen Kräfte, wie von der Höhe
des Waterberges beobachtet wurde, wiederum nach dem Waterberg zu,
sei es, daß sie des Glaubens waren, eine Fortsetzung des Rückzuges in
südöstlicher Richtung sei nun nicht mehr möglich, sei es, daß sie in
völliger Ratlosigkeit handelten. Aus ihrem Zuge stießen sie jedoch auf
die im Vormarsch vom Waterberg aus Hamakari befindlich Kolonne
Deimling. Das gab ihnen den Rest. Ohne auch nur an Widerstand
zu denken, fluteten alle planlos in derselben Richtung, aus der sie ge¬
kommen waren, zurück, indem sie ihr Vieh, ihre Weiber, Kinder und
alle ihre Habe den Deutschen überließen. Mächtige Staubwolken ließen
das Hauptquartier erkennen, daß der Feind an der Abteilung Mühlen-
fe ls vorüber den Rückzug nach Osten fortsetzte.
Die Kämpfe der deutschen Truppen in 5üdwestafrika (I. ber; Feldzug gegen die £?ereros.)
Berlin 1906. <£. 5. Mittler u. Sobn.
*) Dannhauer A. a. O.