Object: Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte

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Orten ein ähnliches Blutbad angerichtet. Das Ereigniß wird die Pariser- 
Blut Hochzeit genannt, weil es so schnell auf die Hochzeit des Königs Hein¬ 
rich von Navarra folgte. 
In Madrid und Rom feierte man die Mordthat durch Festgottesdienste. 
Karl IX. wurde bald von furchtbaren Gewissensqnalen gefoltert und starb 
schon 1574. Taufende von Hugenotten verließen Hab und Gut, suchten eine 
neue Heimath auf und fanden in Deutschland, in der Schweiz und in den 
Niederlanden Aufnahme. Karl's Bruder, Heinrich III., erschien den Ka¬ 
tholiken in Sachen des Glaubens zu lau und zweideutig und wurde von 
einem Dominikanermönch ermordet. Nun kam Heinrich von Navarra als 
Heinrich IV. auf den Königsthron. Um dem Bürgerkriege ein Ende zu 
machen, trat er vom reformirten Bekenntnisse zurück und wurde Katholik. Er 
hat Frankreich weise regiert. Seinen früheren Glaubensgenossen gewährte er 
durch das Edict vonNantes^) (1598) Gewissensfreiheit und bürgerliche 
Gleichstellung. Mitten in seinem Plane, die ganze Ehristenheit in ein 
großes christliches Reich zu vereinigen, alle Staaten einander an 
Macht gleich zu machen und einen ewigen Frieden zu gründen, ereilte ihn ein 
entsetzlicher Tod. Dieser wurde bei einer Ausfahrt in die Stadt von einem 
jungen Menschen, Franz Ravaillac, auf seinem Wagen meuchlings ge- 
tödtet. Der Mörder wurde ergriffen und gestand auf der Folter, daß er die 
That aus Liebe 311 Gott und aus Haß gegen den Ketzerkönig begangen habe. 
Er wurde am ganzen Leibe mit glühenden Zangen gezwickt, in die entstan¬ 
denen Wunden goß man geschmolzenes Blei, dann band man vier schwache 
Pferde an seine Arme und Beine und ließ ihn zerreißen. Ganz Frankreich 
trauerte lange um den König, der das Land zu Glück und Wohlstand gebracht, 
wobei ihm sein kluger Minister, der Herzog von S'ully, so trefflicke Dienste 
geleistet hatte. 
2. Der Abfall der Niederlande. In den Niederlanden waren schon 
unter Karl V. blutige Verfolgungen gegen die Reformirten ausgebrochen; 
schlimmer aber noch wurden die Bedrückungen, als dessen Sohn Philipp die 
Herrschaft antrat. Dieser war von dem tiefsten Hasse gegen die Ketzer erfüllt 
und sagte einst aus, daß er bereit sein würde, selbst Holz herbeizutragen, uni 
seinen Sohn zu verbrennen, wenn derselbe ein Ketzer wäre. Auf seinen Be¬ 
fehl wurden neue Bisthümer und Erzbisthümer gegründet und spanische 
Truppen in das Land gelegt, um die Ketzer auszurotten. Als Philipp die 
Niederlande verließ, setzte er seine Halbschwester, die Herzogin Margaretha 
von Parma, zur Statthalterin ein und gab ihr den Cardinal Granvella 
als Rathgeber. Dieser war vom Volke gehaßt, dagegen waren der Prinz 
Wilhelm von Nassau-Oranien und die Grasen Egmont und Hoorn 
allgemein geliebt. Zwar wurde Granvella später von seiner Stellung abbe 
rufen, aber die Ketzergerichte hatten noch kein Ende. Vergeblich war die Ver¬ 
wendung, welche der Gras Egmont für die verfolgten Protestanten beim 
Könige Philipp versuchte; es wurde vielmehr ein erneuter Befehl gegeben, 
die Beschlüsse des Tridentinischen Conciliums durchzuführen und in der Aus¬ 
rottung der Ketzer sortzufahren. Da traten viele Edelleute zu einem Bunde 
zusammen und verpflichteten sich durch einen Eid, mit aller Macht die Ent- 
Nantes, Stadt in Frankreich, liegt wenige Meilen vor der Mündung der Loire. 
L. Förster, Deutsch, preuß. Geschichte. 10
	        
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