Full text: Geschichtsbilder aus dem Rheinlande

94 
Rheinbrücke bestimmten vierzig1 Schiffe weg und verhinderte 
den Uebergang über den Strom. 
Ludwig XIV. und der Kurfürst von Köln versuchten 
mit allen Mitteln, den Kurfürsten Johann Wilhelm dem Reiche 
zu entfremden und für sich zu gewinnen. Doch dieser hatte 
die vandalische Zerstörung seiner Pfalz — 1688 — nicht ver¬ 
gessen: ,.Die giftige Schlange im heißen Afrika ist nicht so 
verächtlich als ein deutscher Fürst, der in Gefahr nicht treu 
zum Reiche steht-1, war die deutsche Antwort, die er dem 
Gesandten gab. 
Im Jahre 1702 zeichneten sich die bergischen Land¬ 
schützen, die inzwischen an die Stelle der ritterlichen Heere 
getreten waren und sich aus Bürgern und Bauern rekrutierten, 
besonders aus. Bei Mondorf, Zündorf, Mülheim, Wiesdorf, 
Monheim u. a. 0. hatten sie Schanzen am Rhein aufgeworfen 
und verteidigten tapfer die Rheinlande gegen die vordrängen¬ 
den Franzosen. Die Preußen nahmen in diesem Jahre Kaisers¬ 
werth ein. Anfang Oktober setzten die in Mülheim lagernden 
bergischen Truppen mit den Landschützen über den Rhein, 
um die Franzosen unter Tallard bei Bonn aufzusuchen. 
Tallard aber hatte bereits den Rhein überschritten, nahm die 
Burg Lülsdorf und das unbesetzte Mülheim ein und bezog 
mit dem Kurfürsten von Köln sein Hauptquartier in Deutz. 
Von hier aus wurden die Orte der Umgegend ausgeplündert 
und verwüstet. Was ehedem in der Pfalz geschehen, geschah 
jetzt am Niederrhein. Im Kloster Dünnwald raubten die fran¬ 
zösischen Scharen alles, was sie fanden; sie ließen den Mönchen 
nicht einmal die notdürftigsten Kleider. In Monheim, Flittard, 
Schlebusch u. a. 0. gingen viele Häuser in Flammen auf: die 
Bewohner, die schrecklich gehetzt wurden, flohen in die Berge. 
Nachdem der Kurfürst Johann Wilhelm aber von den 
Freveltaten gehört, kehlte er über den Rhein zurück und 
wandte sich gegen die französischen Horden. Diese zogen 
sich zurück; wen sie aber von den Bewohnern ergreifen 
konnten, nahmen sie als Gefangenen mit nach Bonn; nur 
gegen ein hohes Lösegeld wurden diese von hier entlassen; 
über 200 der Gefangenen, die in Bonn in enge Räume ein¬ 
gepfercht wurden, starben dort in kurzer Zeit. 
Im April 1703 belagerte Marlborough die Stadt Bonn; 
Mitte Mai ergab sich dieselbe; darauf nahm der siegreiche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.