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geraden Linie aufgestellt. Auf den Tribünen umher haben tausende
von Menschen Platz genommen und blicken mit Spannung auf die
Bahn hinab. Sobald das Zeichen mit der Trompete gegeben ist,
eilen die Reiter davon, anfangs im Trab, dann immer rascher und
endlich im gestreckten Galopp dem Ziele zufliegend. Der Sieger
erhält einen Preis, den die Besitzer der Pferde zusammengebracht
oder einzelne Personen und Ortschaften ausgesetzt haben.
Nicht viel geringer ist die Theilnahme, welche den Hahnen¬
kümpfen erwiesen wird. Die Hähne sind kampflustige Thiere,
stets zum Kriege gerüstet, uud haben bei ihren Kümpfen viele Selt¬
samkeiten, daß, wenn bei uns zwei derselben auf der Straße sich
bekriegen, sicher alle Schulkinder stehen bleiben und für einen von
beiden Partei ergreifen. Dies geht in England ins Große. Man
zieht eine Art besonders streitsüchtiger und starker Hähne auf, fütttert
und behandelt sie sorgfältig, daß sie leicht und kräftig werden,
und verstümmelt sie auf mancherlei Weise, indem man Flügel und
Schwanz stutzt, den Fleischlappen vom Kopfe schneidet und die
Stelle wieder zubrennt. An die Sporen der Beine werden eiserne
Spitzen gefügt. Der Kampf geht in Gegenwart vieler Menschen
vor sich. Wenn die Thiere gegen einander geführt werden, sehen
sie sich, nach Art der Hähne, eine Zeit lang ruhig an; dann fah¬
ren sie plötzlich mit großem Geräusch auf einander los. Es kommt
vor, daß gleich beim ersten Anprall einer von beiden todt nieder¬
stürzt. Oft aber dauert es Stunden lang, bevor der Kampf durch
Flucht oder Tod des einen entschieden wird. Es ist jedoch auch
nichts Ungewöhnliches, daß beide todt auf dem Platze bleiben.
Bei allen diesen Kämpfen geben die Theilnehmer einen Einsatz
oder Beitrag, der dem Sieger als Lohn zufällt. Viel höhere Sum¬
men werden von den Zuschauern gewonnen und verloren. Denn
jeder nimmt Partei für einen Boxer, Pferd oder Hahn und bietet
eine Wette aus, daß sein Begünstigter siegen werde. Andre nehmen
für andre Partei Damit sind die Wetten fertig. Tausende von
Thalern werden bei einem einzigen Kampf gewonnen und verloren.
26. Das Dorf Brock.
Die Holländer sind durch ihre Liebe zur Ordnung und Rein¬
lichkeit bekannt: Wäsche und Geschirr, Haus und Geräthe sind
rein und sauber und zeigen nie die Spur von Staub; Ställe und
Werkstätten sind stets in Ordnung, und die Menschen halten sich
selbst bei der gröbsten Arbeit so sauber, als wäre es nur ein Spiel,
das sie treiben. Wenn alles zierlich und tüchtig, sauber und ge¬
ordnet ist, dann sagt der Holländer, daß ihm „moj" zu Sinn sei.
Darin stimmt er mit uns Deutschen nicht ganz überein. Wir lie¬
ben auch Ordnung und Sauberkeit; aber wenn der Mensch beinahe