Full text: Geschichtsbilder aus dem Rheinlande

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aber wandte er sich ausschließlich der Mathematik, Astro¬ 
nomie und Geographie zu. 
Ln der Geographie fand Kremer das Gebiet seiner er¬ 
folgreichen Tätigkeit, und nach gründlichen Vorstudien trat 
er schon im Jahre 1537 mit seinem Erstlingswerke an die 
Oeffentüchkeit. Es war eine Karte von Palästina, der bald 
eine solche von Flandern folgte. Besondere Empfehlung und 
großen Ruhm brachte ihm der Erdglobus, den er für den 
Kanzler des Kaisers Karl V., Granvella, anfertigte. Dieser 
empfahl den jungen Gelehrten Karl V. Für den Kaiser fertigte 
Merkator 1541 eine Erd- und Himmelskugel an, die nach dem 
Urteile der Zeitgenossen alle bisherigen derartigen Leistungen 
übertraf. Im Jahre 1554 erschien Merkators größtes Werk, 
seine Karte von Europa, durch die sein Ruf als größter Geo¬ 
graph der damaligen Zeit begründet wurde. Schon zwei 
Jahre vorher war er nach Duisburg übergesiedelt; hier lebte 
er unter dem Titel eines Kosmographen des Herzogs von 
Jülich. In Duisburg beschäftigte er sich auch mit der Landes¬ 
aufnahme des Herzogtums Lothringen. 1569 erschien seine 
epochemachende Weltkarte für Seefahrer (in usum navigan- 
tium) in der sogenannten Merkatorprojektion, deren Anwen¬ 
dung man in allen Schulatlanten finden kann. Merkator hatte 
die Absicht, eine alle Länder umfassende Sammlung von 
Karten zu veranstalten: für diese wählte er die Bezeichnung 
„Atlas-1. Die Vollendung des Werkes (Duisburg 1595) erlebte 
er nicht; denn er starb am 2. Dezember 1594. Im Jahre 
1878 setzte die Stadt Duisburg ihrem großen Bürger, dem 
Reformator der geographischen Wissenschaft, ein prächtiges 
Denkmal. In überlebensgroßer Figur stellt es den Gelehrten 
dar; in der einen Hand hält er einen Zirkel, in der anderen 
eine halbentrollte Karte. 
Der Träger unseres gesamten Geisteslebens, die Buch¬ 
druckerkunst, fand auch in den Rheinlanden die ihr 
gebührende Pflegestätte. Um 1500 finden wir in Köln bereits 
21 Buchdruckereien, und der Kölner Buchhändler Franz Birk¬ 
mann vermittelte den Austausch der geistigen Erzeugnisse 
Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande und vertrieb 
auch eine große Zahl Bücher nach England. So wurde jetzt 
Köln eine Hauptstätte des Buchhandels, wie es ehedem Mittel¬ 
punkt für den deutschen Handel mit Handschriften war.
	        
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