Erster Teil. Zweites Buch. 183
Siege belebte und die Bundesgenoffen des Königs ent¬
waffnete? Wozu diente es ihm, den Kaiser aus seinen
Erbstaaten vertrieben zu haben, wenn Tilly eben diesem
Kaiser Deutschland eroberte? Konnte er hoffen, den
Kaiser mehr zu bedrängen, als vor 12 Jahren der böh¬
mische Aufruhr getan hatte, der doch die Standhaftig¬
keit dieses Prinzen nicht erschütterte der seme Hilfs¬
quellen nicht erschöpfte, aus dem er nur desto furchtbarer
erstand? , c v,, . .
Weniger glänzend, aber weit gründlicher waren me
Vorteile, welche er von einem persönlichen Einfall in die
liguiftischen Länder zu erwarten hatte. Entscheidend
war hier seine gewaffnete Ankunft. Eben toar^n.
Msten des Restitutionsediktes wegen auf einem Reichs¬
tage zu Frankfurt versammelt, wo Ferdinand alle Kunst¬
seiner arglistigen Politik in Bewegung setzte, die in Furcht
gesetzten Protestanten zu einem schnellen und nachteiligen
Vergleich zu bereden. Nur die Annäherung ihres Be-
fchützers konnte fie zu einem standhaften Widerstand er¬
muntern und die Anschläge des Kaisers zernichten. Gustav
Adolf konnte hoffen, alle diese mißvergnügten Fürsten
durck seine siegreiche Gegenwart zu vereinigen, die übrigen
durch das Schrecken seiner Waffen von dem Kaiser zu
trennen. Hier im Mittelpunkt Deutschlands zerschnitt er
die Nerven der kaiserlichen Macht, die sich ohne den Bei¬
stand der Ligue nicht behaupten konnte. Hier konnte er
Frankreich, einen zweideutigen Bundesgenossen, in der
Nähe bewachen; und wenn ihm zu Erreichung eines ge¬
heimen Wunsches die Freundschaft der katholischen Kur¬
fürsten wichtig war, so mußte er sich vor allen Dingen
Zum jgenn ihres Schicksals machen, um durch eine gro߬
mütige Schonung sich einen Anspruch auf ihre Dankbar¬
keit zu erwerben.
Er erwählte also für sich selbst den Weg nach Fran¬
ken und dem Rhein und überließ dem Kurfürsten von
Sachsen die Eroberung Böhmens.