2(2 Geschichte des Dreißigjährigen Krieges.
[d) Wallensteins Verrat und 2:ob.]
Die eigenmächtigen und unmittelbaren Verfügungen
des Kaisers bei der Armee belehrten den Herzog bald, daß
der Vertrag mit ihm bereits als zerrissen betrachtet' und
feine Abdankung unvermeidlich sei. Einer seiner Unter¬
feldherren in Österreich, dem Wallenstein bei Strafe des
Beils untersagt hatte, dem Hose zu gehorsamen, empfing
von dem Kaiser unmittelbaren Besehl, zu dem Kurfürsten
von Bayern zu stoßen; und an Wallenstein selbst erging
die gebieterische Weisung, dem Kardinal-Jnsanten, der
mit einer Armee aus Italien unterwegs war, einige Regi¬
menter zur Verstärkung entgegen zu senden. Alle diese An¬
stalten sagten ihm, daß der Plan unwiderruflich gemacht
sei, ihn nach und nach zu entwaffnen, um ihn alsdann
schwach und wehrlos auf einmal zu Grunde zu richten.
, Zu seiner Selbstverteidigung mußte er jetzt eilen,
"ma' einen Plan auszuführen, der anfangs nur zu seiner Ver¬
größerung bestimmt war. Länger, als die Klugheit riet,
hatte er mit der Ausführung desselben gezögert, weil ihm
noch immer die günstigen Konstellationen fehlten, oder,
wie er gewöhnlich die Ungeduld seiner Freunde abfertigte,
weil die Zeit noch nicht gekommen war. Die Zeit war auch
jetzt noch nicht gekommen, aber die dringende Not ver¬
stattete nicht mehr, die Gunst der Sterne zu erwarten. Das
erste war, sich der Gesinnungen der vornehmsten Anführer
zu versichern und alsdann die Treue der Armee zu erpro¬
ben, die er so freigebig vorausgesetzt hatte. Drei derselben,
die Obersten Kinsky, Terzky und Jllo, waren schon längst
in das Geheimnis gezogen und die beiden ersten durch das
Band der Verwandtschaft an sein Interesse geknüpft. Eine
gleiche Ehrfurcht, ein gleicher Haß gegen die Regierung und
die Hoffnung überschwenglicher Belohnungen verband sie
auss engste mit Wallenstein, der auch die niedrigsten Mit¬
tel nicht verschmäht hatte, die Zahl seiner Anhänger zu
vermehren. Den Obersten Jllo hatte er einstmals über¬
redet, in Wien den Grasentitel zu suchen, und ihm dabei