Im Verlage von G. irci)tag lG. m. b. H.) in Leipzig
und i. Tcmpslry in Wien erschien:
Engel, Eduard. Geschichte Der Teutschen Literatur von den Anfängen
dis in die Gegenwart. I. Band: Bon den Anfängen bis zum
19. Jahrhundert. Mit 22 Bildnissen und 11 Handschriften.
Lexikon-Oktav. 582 Zeiten. — II. Band: Das neunzehnte
Jahrhundert und die Gegenwart. Mit 76 Bildnissen und
20 Handschriften. Lexikon-Oklav. 528 Seiten. 3. umgearbeitete
Auflage. Beide Bände zusammen, welche getrennt nicht abgegeben
werden, kosten in Ganzleinwand solid gebunden 15 Mk. = 18 K.
Sii’ neuen preußischen Lehrpläne — und die anderen deutschen Staaten gehen ähnliche
Wege - schreiben nicht mehr den Unterricht m eigentlicher Literaturgeschichte vor. Sie be¬
tonen als die Hauptsache die Lektüre von ganze» Werken oder von Proben aus Werken, deren
Kenntnis eine Pflicht literarischer Bildung ist. Daneben wünschen sie, um die Einzelleuntnisse
zu sammeln und zu vertiefe», liieratnrgeschlchrlichc Ausblicke, Verknüpfungen, Übersichten
und Zusammenfassungen. Eigentliche Literaturgeschichte wird nicht erwähnt. Und das ist
gut so. Denn es war doch nichts Gesundes, wenn in früheren Zeiten den Hauptbestandteil
des deutschen Unterrichtes in den oberen Klassen Literaturgeschichte bildete, die ex cathedra
in wohl abgerundetem, zusammenhängendem und meist hochgegriffenem Vortrage den Schülern
als unfehlbare Weisheit verkündet wurde nnd ihnen fertige Urteile übermittelte, obne daß
auch nur eine Anregung geboten wurde, an den Quellen selbst zu schöpfen, selbst zu ge¬
nießen nnd zu urteilen nach dem Maße jugendlicher Denkkraft. Es ist nnd bleibt doch die
Hauptaufgabe der Schule, anzuregen nicht bloß für den Augenblick, sondern für das Leben.
Das ganze Reifezeugnis sollte von den Schülern, wenn sie richtig angeleitet sind, im Grunde
als ein Zeugnis der Unreife aufgefaßt werden, als ein Antrieb, das Stückwissen und die
Stückbildung, die die Schule nur zu bieten vermag, in sokratischer Selbsterkenntnis im Leben
zu vertiefen, zu vervollständigen und abzurunden. Tenn lebhaftes Juteresse für alles Gute,
Wahre und Schöne ist die Grundlage echter Bildung, die nnversiegliche Quelle unseres inneren
Lebens; wer bestrebt ist, diese Quellen immer lebendig zn erhalten, der wird nicht alt, auch
wenn seine Haare bleichen im Laufe der unaufhaltsamen Zeit. Die Kunst des Unterrichtes
besteht nun darin, diese Quellen schon frühzeitig zn öffnen, vor allem besteht darin die
Kunst des deutschen Unterrichtes. Ihm aber sind nur wenige Stunden beschieden im Arbeits
plane der Schule - drei von den 3u verbindlichen Wochenstunden. - Das ist sehr wenig für
den, der seine Kunst nicht versteht; für denjenigen, der hauszuhalten weiß, d. b. sich ge¬
wissenhaft vorzubereiten, gründlich zu studiere» und kräftig anzuregen versteht, sind diese
Stunden, auch wenn er mehr Zeit zur Verfügung haben möchte, doch eine reiche Gelegenheit,
auf die Jugend zu wirken, zu wirken auch auf die häusliche Beschäftigung, die für deutsche
Literatur und für die Muttersprache gar nicht genug in Anspruch genommen werden kann,
zumal gerade hier der Bewegungsfreiheit und Selbsttätigkeit der Schüler die weitesten Grenzen
gesteht sind. Der Deutschlehrer wird deshalb auch in erster Linie berufen sei», gute Bücher,
die die Schultaligkeit ergänzen und die kein geringer Teil häuslichen Glückes find, der Juqeud
zn empfehlen.
Solch ein gutes Buch ist (? n g c l s Literaturgeschichte.
Engel, Eduard. Geschichte der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts
und /.er Gegenwart. Mit 76 Bildnissen und 20 Handschriften.
Lexikon'Oktav. 528 Seiten. Preis gebunden in Halbledereinband
Mk. 10 = 12 K.