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Die Österreicher in München (m»).
Auf dem Frauenturm schlug es acht Uhr. „Kommen sie jetzt
bald, die Österreicher?" fragte der Bader Wüst und horchte zum Fenster
hinaus. „Noch immer nicht," antwortete der Weinwirt Jäger, „erst
um 9 Uhr abends marschieren sie ein." — Es war ein schöner Maien¬
tag und die laue Luft strömte zum Fenster herein in die Weinstube.
„Daß ich die Sache ganz erzähle," sagte der Bader, „wie ich
gestern früh um 8 Uhr einen Herrn einseife, der mit dem Post¬
wagen gekommen ist, da fragt er: „Wie steht's mit Eurem Kurfür¬
sten?" — In Frankreich wird er jetzt sein, sag ich. Nach der Schlacht
ist er fort nach Frankreich. König von Belgien hat er werden wollen,
unser Max Emmanuel, und nun ist er König ohne Land. Auch die
Kurfürstiu ist fort, nur die Kinder sind noch da. — Ihr werdet
heute noch Besuch bekommen, gibt er mir zur Antwort. Die Öster¬
reicher sind schon da seit sieben Uhr morgens und marschieren gegen
Schwabing heran. — Und kaum sagt er das, geht draußen ein Ge¬
laufe und ein Lärm los. Einer klopft ans Fenster und ruft: „Die
Österreicher kommen!" und läuft wieder weiter. Sie waren wirklich
nur mehr eine Stunde weg von der Stadtmauer. Ich mache mein
Geschäft fertig und laufe schnell den andern nach ans Neuhauser
Tor. Da kommt auch der Hauptmann Mayer schon mit 400 Mann
von der Leibwache und der Jägerwirt da mit den Bürgern und
und gehen auf die Mauer und auf die Wälle hinaus und richten
die Kanonen gegen die Österreicher. Ich stieg auch auf die Stadt¬
mauer; da draußen stehen richtig schon ein paar schwarze Hänfen.
Wie viel können das sein? frag ich einen Soldaten neben mir. Mehr
als 10—12 000 Mann, sagt er. Da waren sie nun draußen, un¬
sere neuen Herren, unser neuer kaiserlicher Statthalter Graf Löwen¬
stein und der General Kriechbanm und der Oberst Wendt. Und es
dauert nicht lang, so kommt ein Reiter aus dem Hausen, ein Husar,
auf die Stadt zu. Nicht weit vom Nenhanser Tor hält er, schwingt
eine weiße Fahne und bläst und ruft dem Torwärter etwas zu.
Ein Schreiben hat er von den Österreichern und zum Bürgermeister
will er. —
„Ja, das ging an den Bürgermeister," redete der Jägerwirt
dazwischen. „Die Österreicher verlangten, wir sollten sie hereinlassen
mit ihren Soldaten. Sie möchten gleich dableiben samt dem Grafen
Löwenstein. Und nichts soll die Kurfürstin samt ihren Kindern be¬
halten als das Rentamt München."