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eine eiserne Keule geschmiedet, die war so schwer, daß er Mann 
und Roß mit einem Streiche niederschlagen konnte. Nun ging es 
vorwärts über die Jsarbrücke; da drüben war die Stadtmauer, das 
Tor und der rote Turm. Mitternacht war vorüber; der Schnee leuch¬ 
tete auf den Dächern. Leise gingen sie vorwärts. „Die Kinder retten!" 
sagten sie. Die Heerpauke von Gotzing dröhnte./ Ans allen Lücken 
des Turmes schossen die Österreicher. Aber die Bauern wichen nicht 
von der Brücke; mit einer Wagendeichsel stießen sie gegen das schwarz¬ 
gelbe Tor; die Auer Zimmerleute hieben mit der Axt drans los, 
bis es ausging. Sie stürmten hinein, eroberten den Turm und nah¬ 
men die sechs kleinen Kanonen, die auf dem Turme standen. Frei¬ 
lich konnte General Kriechbaum nachkommen. Aber dem wollten sie 
den Weg schon versperren; sie nahmen von der Brücke alle Balken 
und warfen sie in den Fluß. 
Allein wo blieben denn die Münchener? Die Brücke über den 
Stadtgraben war aufgezogen; drinnen in der Stadt war alles still. 
Kein Glocke läutete um Mitternacht zur Christmette. Sie blickten nach 
dem Turm von St. Peter; aber der Türmer gab kein Zeichen mit 
der Rakete. Kein Fenster war beleuchtet. Die Bauern sind da, und 
kein Bürger kommt heraus, um ihnen zu Helsen. 
Die Bauern wollten das Stadttor sprengen; aber sie hatten keine 
Petarde dazu. Die Scharsschützen schlichen um die Stadtmauer; wo 
einer den Kopf über die Mauer emporstreckte, schossen sie ihn nieder. 
So schossen sie die Nacht hindurch, sechs Stunden. Es war sechs 
Uhr morgen; der Pfleger von Tölz kehrte mit seinen 300 Reitern 
um und ritt wieder heim. 
Da krachten drei Kanonenschüsse vom Gasteigberge her. Kriech- 
baunt kam. Als seine Grenadiere über die Brücke marschieren woll¬ 
ten, war sie abgebrochen. Da, wo die Flöße Baum für Baum aus 
dem Wasser gezogen werden, ritten die ungarischen Reiter durch die 
5>far- Und wie sich nun die Bauern gegen Kriech bäum wehrten, da 
ging hinter ihnen das Stadttor auf und Wendt kam heraus mit 
seinen Soldaten. 
Da liefen die Bauern zurück nach Sendling, eine halbe Stunde 
weit. Und die österreichischen Reiter ritten hinter ihnen drein und 
umringten das Dorf. Ein Tambour kam aus dem Dorfe zu 
Kriechbaum. „Weil die Kommandanten die Leute zum Aufstand 
gezwungen haben," sagte er, „und an ihrem Tod allein schuldig 
sind, wollen sich die Anführer ergeben. Nur bitten sie, man möge 
gnädig fein und das Leben den armen Leuten schenken, die zum
	        
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