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kamen sie zu Tausenden gerudert übers Wasser. Die einen zogen
weiter. Ein Haufe aber blieb da mit Weibern und Kindern und dem
Vieh. Die bauten neben den rauchenden schwarzen Mauern ihre
Häuser und Höfe, nahmen die Felder der Römer und nannten das
neue Dorf Eining.
Die alte Römerstraße.
Ein spaßiger Herr war er, der Herr Finanzassessor. Wenn
andere Leute im Wirtshaus ausruhten oder daheim auf dem Sofa,
dann ging er spazieren. Und wenn andere Leute schön manierlich
der Straße nach gingen, wie sich's gehört, so lief er kreuz und quer
durch dick und dünn im Wald herum und suchte nicht Schwämme,
sondern alte Straßen. Er hatte wieder eine gefunden. Ganz deutlich
sah er sie, wie breit sie war und wie schön mit Steinen gepflastert,
und er ging durch den ganzen Wald auf der Römerstraße dahin, die
schon ihre zweitausend Jahre alt war. Aber wie er jetzt aus dem
Walde heraustrat, erschrak er; denn seine Straße hörte auf einmal
auf. Da war ein Ackerfeld, da mußte sie früher hindurch gegangen
sein. Ein alter Bauer stand da gebückt, rauchte seine Pfeife und zog
mit der andern Hand weiße Rüben aus, die er auf ei xert Haufen
warf. Der Herr Assessor aber dachte nur an seine Straße und fragte
den Alten: „Ist nicht früher ein alter Weg durchgegangen durch
Eitern Acker?" Der Bauer hob ein wenig den Kopf. „Hier ist nie
ein Weg gewesen. Das ist Ackerfeld, solange ich und mein Vater
denken," brummte er und rauchte weiter.
So war der Assessor abgefertigt. Aber er kam immer wieder
und suchte seine Straße. Endlich traf er den Bauern, wie er aus
seinem Acker Kartoffeln ausgrub. „Na, gibt's brav aus?" fragte
er freundlich; und weil er an seine Straße dachte, hob er ein paar
von den größten Kartoffeln auf und betrachtete sie. „Ja, gottlob,
Herr!" sagte der Bauer. — „In dem Boden da, der gar keine
Steine hat, können die Kartoffeln auch gut wachsen," fuhr der Assessor
fort. — „Nein, Steine gibt's doch hier," antwortete der Bauer, „hier
in der Mitte des Ackers führt so ein Steinriegel hin; da wollen die
Kartoffeln nicht recht wachsen." — „Aha," dachte der Assessor freudig!
und spitzte die Ohren, „da unten ist also meine Straße!" Und er
fragte den Bauern, ob er nicht einen Schoppen Wein mit ihm trinken