fullscreen: Die Weltgeschichte nebst einem Abrisse der Geschichte der Erfindungen

55 
trotz des Winters, 3 Tage lang im äußern Schloßhofe von 
Kanossa barfuß und barhaupt, im wollenen Büßerhemde, mit 
einer Kerze in der Hand stehen und die Absolution erwarten 
solle. Der Kaiser unterwarf sich und erhielt dann die Abso¬ 
lution unter der Bedingung, daß er als Privatmann leben 
wolle, bis der Pabst aus dem Reichstage zu Augsburg das Ur- 
theil über ihn gefällt habe. Kaum war er aber frei, so raffte 
er sich wieder auf, erklärte sene Bedingung für nichtig und 
sammelte seine Freunde um stch. Die Gegenpartei hatte 
indeß Rudolf von Schwaben zum Kaiser gewählt; allein Hein¬ 
rich war schon stark genug, stch ihm entgegenzustellen. Der 
Pabst, der für sich selbst fürchten mußte, erhielt beide in 
Ungewißheit; als aber Heinrich ( 1080) geschlagen worden 
war, übersandte er an Rudolf die Kaiserkrone und that Hein¬ 
rich auf's Neue in den Bann, was aber wenig wirkte. Bald 
darauf fiel Rudolf in der Schlacht bei Merseburg und der 
neue ohnmächtige Gegenkaeser, Hermann von Luxemburg, mußte 
die Krone niederlegen. Nun versöhnten sich die Sachsen mit 
Heinrich, und dieser konnte dreimal nach Italien ziehen. Er 
belagerte Rom und hätte den Pabst beinahe in seine Gewalt 
bekommen. Gregor starb bald darauf in Palermo in der 
Verbannung. Doch hatte Heinrich auch später immer mit 
Feinden in Deutschland und Italien zu kämpfen. 1093 em¬ 
pörte sich sein ältester Sohn Konrad gegen ihn und nach 
dessen Tode ließ sein zweiter Sohn Heinrich, durch Pabst 
PaschaliS II. aufgewiegelt, durch Lüge und Verstellung den 
Vater gefangen nehmen und sich selbst krönen (1105). Der 
unglückliche Greis, welcher in 65 Schlachten gefochten hatte, 
entkam endlich aus der Haft und starb in tiefster Erniedrigung 
zu Lüttich (1106). Selbst seinem Leichname gönnte man nicht 
eher Ruhe, als bis ihn der Pabst (1111) vom Banne los¬ 
gesprochen hatte. Sein Sohn 
Heinrich V. (1106—1125) hatte fortwährend Streit 
mit dem Pabste, mußte aber 1122 in dem Konkordat zu 
Worms auf die Investitur verzichten, indem bestimmt wurde, 
daß die deutschen Bischöfe und Aebte ohne Simonie gewählt,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.