Die Entwicklung Brandenburg-Preußens.
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lichen Würde gehört, auch noch mehr als andere Könige, warum soll
ich denn auch nicht trachten, den Namen eines Königs zu erlangen?"
Doch auch politische Gründe zwangen Friedrich, eine Rangerhöhung
zu erstreben: Wilhelm von Oranien war damals König von England
geworden, und August von Sachsen hatte den polnischen Thron be¬
stiegen: würde nun nicht Brandenburgs Ansehen gelitten haben, wenn
Friedrich nicht seinen Rang erhöht hätte? Daß er in der Reihe der
Fürsten auch als souveräner Herzog von Preußen wenig galt, hatte
er bei dem Rhswijker Friedensschlüsse von neuem erfahren können.
Schon seit 1693 hatte Friedrich sich mit dem Gedanken getragen,
den Königstitel zu erwerben, ohne für dieses Streben bei seinen Räten
Unterstützung zu finden. Sein erster Ratgeber Dankelmann — dieser
war sein Lehrer und Erzieher gewesen und leitete auch in der Zeit
von 1688 bis 1697 die braudenbnrgische Politik — riet Friedrich
von seinem Vorhaben vor allem aus dem Grunde ab, weil die kur¬
fürstlichen Kassen schon in schlechter Verfassung seien und durch die
erhöhten Repräsentationspslichten über ihr Vermögen stark belastet
würden. Friedrich aber setzte seinen Willen durch: Dankelmann wurde
gestürzt, und mit Unterstützung seines Nachfolgers Kolb von Warten¬
berg trat Friedrich seit 1692 in rege Unterhandlungen mit dem
Kaiser wegen der Verleihung des Königstitels für Preußen, das
einzige Gebiet, dessen souveräner Herrscher er war. Doch in Wien
waren noch mannigfache Bedenken zu überwinden: dem Kaiser konnte
es nicht gleichgültig sein, im Reiche einen souveränen König neben
sich zu haben; auch hatte er Rücksicht zu nehmen aus den Deutschen
Orden, der sich noch immer als rechtlichen Landesherrn in Preußen
betrachtete, und aus Polen. Als aber der Spanische Erbfolgestreit
vor der Tür stand und der Kaiser allenthalben Hilse suchte, trat in
SBien ein Umschwung ein. Die letzten Bedenken des Kaisers zerstreute
der Jesuitenpater Wolfs — ein Freiherr von Lüdinghausen —, und
am 16. November 1700 kam der Kronvertrag zustande: der Kaiser
erkannte Friedrich das Recht zu, „wegen seines Herzogtums Preußen
sich vor einen König proklamieren und frönen" zu lassen — auch
wollte er für die oranischen Erberwerbungen eintreten —, Friedrich
dagegen stellte ihm im bevorstehenden Kriege 8000 Mann Hilfstruppen
gegen eine jährliche Beihilfe von 150 000 Gulden zur Unterhaltung
dieser Truppen. So hatte Friedrich erreicht, was er wollte: der
Kaiser hatte ihn als König anerkannt, nicht ihn zu einem solchen
erhoben; sein Königtum besaß er so aus „eigenem Recht und von Gottes
GnadenDaß der König diese Auffassung von seiner Stellung als
König in Preußen — bei der damaligen Feinfühligkeit in Titelfragen