Object: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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kleinen Macht befand, vereitelt. Um den italienischen Truppen den Durch¬ 
gang zu versperren, besetzte er schnell die Eh renberger ffijjiiUXden 
wichtigsten Paß aus Italien nach Deutschland. Schon machte er Anstalt, 
weiter über die Alpen zu rücken, der Stadt Jnnspruck sich zu bemächti¬ 
gen und mithin beide Wege, welche aus Italien durch Tirol nach Deutsch¬ 
land führen, zu versperren; als ganz Tirol zu den Waffen griff, und 
ihm auch noch von den Bundeshäuptern der Befehl ertheilt ward, Tirol 
sogleich zu räumen, weil der König Ferdinand, der Herr des Landes, 
den Krieg noch nicht erklärt habe. So ward der Kaiser durch die Un¬ 
einigkeit und Planlosigkeit seiner Gegner aus der drohenden Gefahr ge¬ 
rettet und konnte seine Macht mit neuen Truppen verstärken. 
Alsbald brach auch das sächsische und hessische Heer nach Süddeutsch¬ 
land auf. Die beiden Bundeshäupter schickten dem Kaiser eine förmliche 
Kriegserklärung zu, in welcher es unter anderen hieß: „sie seien sich 
keiner Widersetzlichkeit gegen ihn bewußt; er aber habe die Absicht, ihren 
Glauben und die Freiheit des Reiches gewaltsam zu unterdrücken/' Da 
sprach der Kaiser die Reichsacht über sie aus, nannte sie Empörer, Mein¬ 
eidige und Hochverräter, die ihm Krone und Scepter nehmen wollten, 
und trug dem Herzoge Moritz von Sachsen*) die Vollziehung der 
Reichsacht auf. Dieser war selbst Protestant, dazu Vetter des Kurfür¬ 
sten und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp von Hessen. Desnnge- 
achtet hielt er es um des persönlichen Vortheiles willen mit dem Kaiser; 
denn ihn gelüstete nach dem Besitze des benachbarten Kurfürstentumes. 
Sofort brach er mit dem Könige Ferdinand in dasselbe ein und eroberte 
es innerhalb fünfzehn Tage. Jedoch nicht so leicht war es, dasselbe zu 
behaupten. Denn kaum hatte Johann Friedrich diese Schreckensnachricht 
erhalten, als er auf der Stelle mit seinem Heere zur Wiedereroberung 
herbeieilte. Der Rest des Bundesheeres aber, zu schwach und zaghaft, 
dem Kaiser zu widerstehen, bat demüthig um Frieden und ging ausein¬ 
ander. Wie im Triumphe zog Karl durch Oberdeutschland. Seine An¬ 
kunft schreckte Alle zu dem alten Gehorsam zurück. Die früher so über¬ 
müthigen Städte öffneten ihm freiwillig ihre Thore und unterwarfen 
sich. Der Kaiser ließ überall Gnade walten. 
*) Sachsen bestand damals aus dem Kurfürstenthume und dem Herzog- 
thume. Jenes gehörte der älteren oder Ernestinischen, dieses der jün¬ 
geren oder Albertinischen Linie. Die kurfürstliche Residenz war Witten¬ 
berg, die herzogliche Leipzig.
	        
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