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Ein Teutone forderte Marius zum Zweikampfe und ver¬ 
langte, er sollte aus dem Lager kommen. Er empfing die Ant¬ 
wort: Wenn er so großes Verlangen nach dem Tode hege, 
könne er sich ja aufhängen! 
Unterdessen — es waren nämlich oberhalb der Stellung 
der Barbaren scharf eingesenkte Waldschluchten und Hohlwege, 
von Waldung beschattet — sandte Marius den Claudius Mar¬ 
cellus nebst dreitausend Schwerbewaffneten ab, mit dem Ge¬ 
heiß, heimlich dort zu lauern und während der Schlacht sich 
den Feinden im Rücken zu zeigen. Die andern ließ er, nachdem 
sie zeitig gegessen und ausgeschlafen hatten, bei Tagesanbruch 
außerhalb des Walles in Reih und Glied treten und schickte 
die Reiter im voraus in das Tal hinab. Als die Teutonen 
das sahen, wollten sie nicht dulden, daß die Römer herabzögen 
und auf ebenem Felde mit ihnen kämpften, sondern stürzten, 
nachdem sie sich schnell und voll Zorn bewaffnet hatten, auf 
den Hügel los. Marius aber ließ durch die Anführer seinen 
Leuten überall zureden, ruhig Stand zu halten: wären die 
Feinde auf Wurfweite herangekommen, sollte man die Spieße 
auf sie schleudern, dann die Schwerter gebrauchen und sie mit 
den Schilden hinunterdrängen. Da nämlich das abschüssige 
Schlachtfeld den Feinden keinen sicheren Stand gäbe, würden 
ihre Hiebe keinen Zug und ihre Schlachtreihe keinen Halt haben, 
da sie ja, wegen des unebenen Bodens, in einem steten Wanken 
und Schwanken bleiben müßten. Solche Vorschriften erteilte 
er; zugleich sah man, wie er selbst der erste war, sie auszuführen, 
denn an Übung des Körpers stand er keinem nach, an Verwegen¬ 
heit übertraf er alle um vieles. 
Als ihnen nun die Römer entgegentraten und, indem sie 
sich auf sie stürzten, ihr Empordringen hemmten, entwichen 
sie nach und nach zurückgedrängt in das Tal. Schon hatten 
sich die ersten in der Niederung in Schlachtordnung gestellt, 
als hinten Geschrei und Getümmel entstand. Denn nicht war 
Marcellus der rechte Augenblick entgangen; sobald der Schlacht¬ 
ruf über die Hügel herübertönte, brach er mit den Seinigen 
auf, warf sich in schnellem Laufe mit Kriegsgeschrei den Feinden 
in den Rücken und hieb, was am Ende stand, nieder. Diese 
aber rissen ihre Vordermänner mit fort und brachten schnell 
Verwirrung in das ganze Heer. Nicht lange ließen sie so von 
zwei Seiten auf sich einhauen; sie lösten die Schlachtordnung 
und flohen. Die Römer, sie verfolgend, fingen oder erschlugen 
mehr als Hunderttausend. Auch der König Tentobochns oder 
Teutobodus soll gefangen sein. Er, der sonst über vier oder 
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