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Haufen in Bewegung, Auflauf und Lärm auf dem Platze, weil
Attila hervorkommen sollte. Er trat aus dem Hause, schritt
würdig einher und schaute hierhin und dorthin. Er ging mit
dem Onegis auf und ab, dann stand er vor dem Hause, und
viele, welche Zwist miteinander hatten, traten herzu und emp¬
fingen seinen Bescheid. Darauf kehrte er in das Haus zurück
und empfing Gesandte der Barbaren, die zu ihm kamen.
Während ich noch auf Onegis wartete, redeten mich die
Gesandten an, welche aus Italien zum Attila gekommen waren.
Sie fragten, ob wir entlassen wären oder noch bleiben müßten.
Ich sagte, daß ich an der Umfriedung harre, um dies von Onegis
zu erfahren. Und ich fragte sie wieder, ob ihnen Attila Sanftes
und Wohlgeneigtes wegen ihrer Gesandtschaft geantwortet habe.
Sie aber sagten, er hätte durchaus nicht seine Meinung ge¬
ändert, sondern drohe mit Krieg.
Nach der Rückkehr in das Zelt erschien ein Bote und mel¬
dete, daß Attila uns beide zum Mahle lade, es werde zur
neunten Tagesstunde sein. Wir beobachteten die rechte Zeit,
und zum Mahle gerufen, traten wir und die Gesandten der
Weströmer ein und standen auf der Schwelle dem Attila gegen¬
über. Die Weinschenken boten einen Becher nach der Landes¬
sitte, damit auch wir, bevor wir niederfaßen, den Heilwunsch
aussprechen sollten. Als wir dies getan und aus dem Becher
gekostet hatten, gingen wir zu den Sesseln, auf denen man bei
der Mahlzeit sitzen mußte. Alle Sessel standen längs den
Wänden des Saales, auf den beiden gegenüberliegenden Seiten.
In der Mitte aber faß auf einem Tafelbett Attila, und hinter
ihm war ein anderes Tafelbett, von dem einige Stufen auf
feilt Nachtlager führten, welches durch Schleier und bunte Vor¬
hänge schmuckvoll verhüllt war, so wie die Hellenen und Römer
den Brautleuten ihr Lager zurichten. Für die vornehmste Reihe
der Tafelnden hielten sie die rechte Seite des Attila, für die
zweite aber die linke, an welcher wir waren. Onegis faß auf
einem Sessel zur rechten Seite des königlichen Bettes, und
gegenüber dem Onegis faßen auf einem Sessel zwei Söhne des
Attila, der älteste aber saß auf dem Tafelbett des Königs, nicht
nahe an ihm, sondern an der Ecke, und blickte aus Ehrfurcht
vor dem Vater zu Boden. Als wir alle nach dem Range faßen,
kam der Weinschenk und bot dem Attila eine Schale Wein.
Er nahm sie und grüßte den ersten im Range. Wer durch den
Gruß geehrt wurde, stand auf und durfte sich nicht eher setzen,
bis er entweder gekostet oder auch aus getrunken und den Becher
dem Schenken zurückgegeben hatte. Dem sitzenden Attila aber