Full text: [Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr), [Schülerband])

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Sich der grauen Männlein Tagwerk 
In der Erdenwerkstatt fort. Joseph Viktor Scheffel. 
89. Vom Verkehr. 
Nicht nur ihre Arbeiten tauschen die Menschen aus; auch durch Mit¬ 
teilung ihrer Gedanken und Erlebnisse erfreuen und fördern sie einander, 
und wenn sie auch in noch so großer Entfernung wohnen. 
Das wird niöglich durch die heutigen Anstalten des Verkehrs. 
Wenn auch nicht alle Menschen große Briefsteller sind: dann und 
wann tritt doch wohl für jeden der Fall ein, wo er entweder einen Brief 
in die Ferne zu senden oder einen solchen aus der Ferne zu erhalten wünscht. 
Das ist nun scheinbar eine sehr einfache Sache. Man holt sich die Postmarke, 
klebt sie auf den Brief und wirst diesen in den Schalter. Nach kurzer Zeit 
ist er und vielleicht selbst schon die Antwort darauf angelangt; und es 
ist staunenswert, wie selten von den Millionen täglich versendeter Briefe 
einer verloren geht. Aber welche Menge von trefflichen Einrichtungen und 
helfenden Händen ist auch dabei vorausgesetzt: von dem Papier und der 
Stahlfeder an, die beide in Fabriken gefertigt werden, bis zu dem Post¬ 
meister auf dem Postamte, der Ort und Tag auf den Brief stempelt! 
Das hatten die Menschen nicht immer so leicht. Denkt, was für ein 
Unterschied, wenn wir etwa, wie dies in alten Zeiten geschah, jeden Brief 
aus ein mit Wachs überzogenes Holztäfelchen schreiben und durch einen 
besonderen Boten bestellen lassen oder auf die Gelegenheit warten müßten, 
um ihn jemand mitzugeben; eine Gelegenheit, die unter solchen Umständen 
eben auch nicht leicht zu finden wäre! Da 'würde wohl den meisten das 
Vriefschreiben vergehen, während jetzt gar viele täglich nicht einen, sondern 
diele Briefe schreiben. Und es ist doch eine gar schöne Sache, zu wissen, 
daß wir für unsere Lieben in der Ferne und sie für uns leicht erreich¬ 
bar sind! 
Auch genießen wir den großartigen Postverkehr noch in gar vielen 
anderen Stücken. Denkt nur an die Zeitungen! Es ist doch gewiß eine 
unendlich wichtige Einrichtung, daß man ausführlich und zeitig hören kann, 
lvie es auswärts zugeht, wie dke Menschen an andern Orten denken und 
handeln, um von amtlichen und geschäftlichen Anzeigen nicht zu sprechen, 
die durch die Zeitungen verbreitet werden. 
Und nun erst der Telegraph, der viel, viel schneller ist als der Wind, 
ja, der für die eigentliche Wanderung seiner Botschaften so gut wie keine 
Zeit braucht, und bei dem der einzige Aufenthalt das Schreiben und Um¬ 
schreiben selbst ist! Der kostet freilich keine Vorspannpferde und kehrt auch 
auf dem längsten Weg in keinem Wirtshaus ein. Auch die Straße, auf der 
die Botschaft dahinfährt, ist ziemlich einfach; es kommt nicht einmal darauf 
6n, ob sie krumm oder gerad, eben oder steil ist. Aber der einzige Apparat, 
lvie er an jeder Station sich befindet, legt er nicht ein mächtiges Zeugnis 
ab von der Erfindungskraft des menschlichen Geistes? Wenn man alle dabei
	        
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