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22. Die Vandalen. (429—534.) 
Um das Jahr 428 waren die bedeutendsten römischen Feld¬ 
herrn Aetius und Bonifatius, unter ihren Zeitgenossen bei 
weitem die kriegserfahrensten. In der Politik wurden sie 
Gegner: beide aber waren mit allen Tugenden so geschmückt, 
daß jeder von ihnen mit vollem Recht den Namen des letzten 
Römers verdient. Den einen von ihnen, Bonifatius, machte 
Placidia, die Kaiserin-Mutter, zum Präfekten von ganz Afrika, 
sehr gegen den Willen des Aetius, der jedoch sein Mißfallen 
sorgfältig verheimlichte. Denn noch war ihre Feindschaft nicht 
ans Licht gekommen, sondern beide verbargen sie unter einer 
Maske. Als aber Bonifatius fort war, verleumdete Aetius ihn 
bei Placidia, als strebe er nach der Herrschaft und habe sie und 
den Kaiser der ganzen Provinz Afrika bereits beraubt. Es sei 
ja leicht, fügte er hinzu, die Wahrheit herauszubekommen: wenn 
sie den Bonifatius nach Rom beriefe, werde er nicht kommen. 
Der Placidia gefielen die Worte des Aetius, und sie handelte 
nach seinem Vorschlag. Aetius aber kam ihr zuvor und schrieb 
heimlich an Bonifatius, die Kaiserin-Mutter stelle ihm nach 
und wolle ihn beiseite schaffen; von dieser Absicht werde er bald 
den deutlichsten Beweis erhalten, denn man werde ihn bald 
ohne jeden Grund nach Rom berufen. So der Brief. Boni¬ 
fatius aber beherzigte diesen Wink, und als wirklich bald darauf 
ihm das Schreiben, welches ihn nach Rom berief, zukam, ver¬ 
weigerte er dem Kaiser und dessen Mutter den Gehorsam, schrieb 
aber von dem Brief des Aetius gar nichts. Als Placidia das 
vernahm, glaubte sie nur um so mehr an Aetius' Ergebenheit 
und überlegte, was gegen Bonifatius zu tun sei. Dieser hatte 
wohl eingesehen, daß er einerseits dem Kaiser allein nicht Wider¬ 
stand würde leisten können, andererseits in Rom seines Lebens 
nicht sicher sei, und versuchte deshalb womöglich ein Bündnis 
mit den Vandalen einzuleiten, die in Spanien, also in nächster 
Nähe von Afrika, wohnten. Godegisel war damals gestorben, 
und seine Söhne traten an seine Stelle, Gunderich, von ehelicher 
Geburt, und Geiserich, ein Bastard; jener noch ein Knabe und 
trägen Sinnes, dieser ein erprobter Kriegsheld von rastloser 
Tatkraft. 
Bonifatius also schickte seine vertrautesten Freunde nach 
Spanien an jene beiden, um mit ihnen ein Bündnis auf gleichem 
Fuße abzuschließen, so daß jeder von ihnen die Herrschaft über 
ein Drittel von Afrika haben und über seine Untertanen herr¬ 
schen sollte; im Falle eines Angriffs sollte jeder von den andern
	        
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